Merz muss man sich leisten können

Herr Merz hat eine gute Idee: um sich abzusichern, reicht es, einfach ein bisschen zu sparen. 10 Euro monatlich oder 20 oder 50. 10 Euro: das kann sich jeder leisten. Zumindest in der Welt von Herrn Merz, das ist gerade mal ein 100000tel von dem, was seine DA62 kostet.

Und jetzt das schöne: das ist sicher Wirtschaft und voll kompliziert und so – aber das kann jeder selbst nachrechnen. Da gibt es sogar ne Formel – und selbst wer die nicht versteht, kann mit Excel schnell gucken, was er so verdienen kann. Vereinfacht: Ihr schreibt in eine Zeile

  • Wieviel ihr schon habt (zu Anfang 0)
  • Wieviel ihr in dem Jahr dazu packt (10*12 = 120 Euro)
  • Das addiert ihr als Zwischensumme
  • Dann berechnet ihr die Zinsen: sagen wir mal 7%. Das nehmt ihr mit der Zwischensumme mal.
  • Dann addiert ihr Zinsen und Zwischensumme zur Jahresendsumme. Das ist tatsächlich etwas mehr, als ihr wirklich haben werdet.

Und wenn ihr dann die nächsten Jahre berechnen wollt, ist halt die Jahresendsumme das neue „Wieviel ihr schon habt“.

Das könnt ihr dann mal für 45 Jahre durchziehen.

(Ja, das ist schon vereinfacht. Kommt aber als Faustregel gut hin.)

7% klingt viel, wird aber empfohlen. Das ist der MSCI World  hat im Schnitt in den letzten Jahren sogar 8% geschafft.

Ich habe das mal für euch gemacht. Nach 45 Jahren kommen 38000 Euro raus. Das klingt nach gar nicht so wenig, wenn man bedenkt, dass heute 67 Jahre alte Rentners im Schnitt nur 18 Jahre noch vor sich haben.

Und jetzt kommt das aber:

  • Die 7% sind nicht garantiert.
  • Ich habe da leider Fondgebühren vergessen.
  • Inflation: Wir hatten eine durchschnittliche Inflation von 2,7% in den letzten 10 Jahren – die sollten wir einfacherheithalber dann von den 7% mal abziehen, um die wahre Kaufkraft zu sehen. Huch, jetzt sind es nur noch 16500 Euro Kaufkraft.

Die Schwankung ist übrigens nicht ohne – 1% mehr oder weniger Rendite führen dann gleich zu 22200 Euro oder 12400 Euro Kaufkraft.

So, was machen wir jetzt eigentlich mit den 16500 Euro Kaufkraft? Davon wollten wir doch leben, und zwar 18 Jahre lang? Wenn ich jedes Jahr 1600 Euro entnehme (bei gleicher Rendite), dann bei ich nach 18 Jahren bei 0.

Es wäre natürlich nicht schön, wenn ich dann noch ein Jahre länger lebe, da fehlt mir ja das Geld für.

Und natürlich sind die 1600 Euro Kaufkraft mit den 2,7% Inflation dann am Ende der 18 Jahre auch nur noch 978 Euro Kaufkraft…

Fazit:

In der Rechnung ist eine Menge unbekanntes drin – die Rendite und die Inflation.

Wo der Merz recht hat: wenn man Geld anlegt, dann hat man später etwas Sicherung fürs Alter. Außer man hat Pech. Zu starke Inflation, genau die falschen Aktien… und man weiß auch nicht, ob die Aktien weiter so hohe Renditen bringen. Ein Prognose, was in 40 Jahren so los ist, wenn wir die Auswirkungen unserer Klimapolitik zahlen müssen.

Wo Merz vollkommen unrecht hat: er spricht davon, dass 10,20 oder 50 Euro ein sicheres Alterseinkommen bringen. Das ist vollkommen unrealisistisch. Vor allen Dingen, weil ich dann gar nicht in Aktien investieren darf, die sind nämlich nicht sicher – und damit kommen wir gleich wieder zu einer viel niedrigeren Rendite.

Und dann frage ich mich: wenn jemand so wenig Ahnung von Geld hat – warum haben wir den eigentlich gewählt?