Der Herr Merz beklagte das Stadtbild. Es ist schlimmer geworden. Und ich mag ihm sogar an manchen Stellen recht geben: es gibt Dinge, die fand ich früher besser. Wie z.B. den Verkehr. Auf der anderen Seite: liegt das an den größeren Autos? An Menschen, die hierhin gezogen sind? Daran, dass zu wenig kontrolliert wird.
Meine These: Wir haben im Verkehr ein gesamtgesellschaftliches Problem, und viele Leute, die das nicht so sehen werden, sind ein Problem davon.
Es war noch nie so, dass ein Großteil des nicht Erlaubten geahndet wurde. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass noch nicht mal 1% der Vergehen bzgl. StVO bestraft werden. Kann man mit einer Komplettüberwachung einschließlich KI-basierter Auswertung angehen, halte ich aber für keine gute Idee.
Ich war an einem Tag im September recht viel unterwegs, teilweise Auto, teilweise Fahrrad. Was fiel mir auf:
Gehwegparker/halter. Verstoß gegen StVO. Hintergrund vermutlich: ich möchte dem Autoverkehr nicht im Weg sein. Nachteil: ich bin dem Fußgänger im Weg (teilweise kam da auch ein normaler Fussgänger nicht durch, Kinderwagen oder Rollstuhl ohne Chance). Gag: nee, der Autoverkehr wurde trotzdem behindert – wenn Gegenverkehr, kam man trotzdem nicht durch.
Autos, die keine 5m vor oder hinter Kreuzungen parkten. Hintergrund vermutlich: sonst findest Du ja nix (ohne etwas laufen zu müssen).
Überholungen von Radfahrern mit weniger als 1,50m Abstand. Häufiger.
Verstoß gegen Geschwindigkeitsbeschränkung: ich glaube, das ist Standard.
Und diese Verstöße werden bewusst oder ohne Nachdenken von Menschen jedes Alters und jeder Herkunft gemacht. Und wenn man erwischt wird, wird lamentiert, dass “ja nur 10 cm zu nah an der Kreuzung”, oder drauf hingewiesen “aber es ist ja viel schlimmer – das sollten die mal kontrollieren”.
Das Problem wird uns keine Staatsmacht und kein anderer aus der Welt schaffen. Das Problem sind wir selbst.
P.S.: Überrascht hat mich dann doch der Motorradfahrer in der Nordendstraße (Tempo 30), der auf ungefähr Tempo 70 hoch beschleunigte.