Ich habe ja nichts gegen Ausländer und Flüchtlinge. Die meisten, die ich  kenne, sind nett und freundlich. Zeigt das aber nicht, dass sie  unwillig sind, sich zu integrieren?
 Viele Leute, denen man jetzt nachsagt, sie seien Ausländerhasser, sind  gar keine. Wenn man ihre Facebook-Beschimpfungen sieht, merkt man: Sie  hassen ihre Mitinländer ja genauso.
 Ich finde es übrigens völlig in Ordnung, im Zusammenhang mit  Flüchtlingen auch kritische Äußerungen zu tätigen. Man ist dann kein  Bösmensch. Es gibt übrigens tatsächlich Flüchtlinge, deren Ansichten  bezüglich anderer Menschen – beispielsweise denen mit  Menstruationshintergrund – nicht in unsere Gesellschaft passen. Es gibt  welche, die nur zum Abgreifen von Sozialleistungen kommen. Und es gibt  welche, die einfach nur Arschlöcher sind. Die brauchen wir nicht. Da  haben wir schon genug im Inland. Das einzige Problem ist, dass sich  Arschlöcher nicht automatisch verstehen, sonst könnte man Arschlöcher  unter den Flüchtlingen mit den Neonazis zusammenbringen.
 Das schöne ist übrigens, dass den Flüchtlingen ihr Handy geneidet wird.  Von Leuten, die besser ihr Handy wegsperren sollten. Wenn man Kommentare  auf Facebook und einschlägigen Seiten liest, dann erkennt man, dass  auch unsere Rechten starke Fluchttendenzen haben. Meistens vor Logik und  Rechtschreibung. Das ist christlich-abendländische Kultur, wir sind  Jahrhunderte ohne beides ausgekommen. Grammatik lassen wir ganz weg, das  ist eh ein Fremdwort.
 Schöne Beispiele: „Das gefährliche an der ganzen Sache ist das die  Flüchtlinge in Kasernen untergebracht werden sollen. Einen besseren  freifahrtsschein zu den Waffen gibt es doch nicht.“
 Ich habe schon Angst, morgen mit einer Kaserne angegriffen zu werden. Oder mit einem offenen Spind.
 „Das deutsche Volk soll mit Zwangsansiedlung von Moslems ausgelöscht  werden.“ Braucht gar nicht, durch fehlendes Poppen sorgen wir selbst  schon für unsere Auslöschung.
 Ich hätte auch den aufgeschrieben, der zwar gegen Flüchtlinge hat, aber  die können ja alle kein Deutsch. Nur hatte der Text zu viele  Rechtschreibfehler, da würde meine Rechtschreibkorrektur versagen.
 Faszinierend ist auch diejenige, der darunter leidet, dass in der  deutschen Schule die arabischen Zahlen genutzt werden. Er ist aber jetzt  ruhig, ich lasse ihn CMXCVII * CMLXXXV berechnen.
 Andere fordern: Flüchtlinge nicht reinlassen, weil da kommen dann auch  Terroristen. Genau: die Terroristen schwimmen alle übers Meer. Wenn man  sich die ganzen Anschläge und versuchten Anschläge in den USA,  Deutschland, Frankreich etc. mal anguckt, dann waren die meisten schon  da oder kamen mit dem Flugzeug. Die Flughäfen schließen wäre also  weitaus sinnvoller als die Flüchtlinge aufzuhalten, aber das würde ja  den jährlichen Flug nach Malle unmöglich machen.
 Und dann gibt es noch die, die fordern, dass Flüchtlinge arbeiten  dürfen, und zwar unter Mindestlohn. Damit sie schnell integriert werden.  Genau. Das wird die Integration fördern, wenn ein Deutscher gesagt  kriegt: bleib mal schön arbeitslos, Du bist mir zu teuer, ich nehme den  Syrer. Das kommt nicht von Facebook, sondern vom Präsidenten des  Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags Peter Kulitz,  vom Spitzenverband deutscher Landkreise und vom ifo-Präsidenten  Hans-Werner Sinn. Es muss ja auch Profiteure des Leidens geben.
 Es ist allerdings auch nicht schön, was momentan passiert.  Massenprügelei mit 300 Beteiligten. Ach so, dass war ein Schützenfest.  Zerlegte Bahn. Das waren Braunschweiger Fußball-Fans. In einigen Städten  Deutschlands brannten auch Wohnungen und Häuser. Waren dummerweise auch  deutsche Verursacher. Insgesamt: warum sollten wir Angst vor Gewalt-  und Terrorbereiten Flüchtlingen haben? Weil Du uns da die deutschen  Nicht-Arbeitsplätze wegnehmen?
 Und die Kosten für die Wirtschaftsflüchtlinge sind enorm. 18,5 Millionen  Euro für einen einzigen Flüchtling. Das ist allerdings dann auch  England und nicht Deutschland. 18,5 Millionen Euro zahlen die jährlich  für Schweinsteiger.
 Es ist übrigens vollkommen berechtigt, dass Bürger dieses Landes Angst  haben, wenn 800000 Flüchtlinge hierhinkommen. Größere  Bevölkerungsbewegungen gehen nie ohne Probleme ab. Es ist nur nicht  okay, wenn diese Bürger die Flüchtlinge bepöbeln oder gar  Flüchtlingsunterkünfte anzünden. Die Flüchtlinge sind nicht das Problem,  der Umgang mit ihnen ist es.
 Natürlich können wir nicht endlos Menschen aufnehmen. Bei den Schiebern  gibt es mittlerweile schon Rabattangebote. Bring 4 Freunde mit und fahre  umsonst. Die ersten Weltkonzerne springen mittlerweile auf den Zug auf.  Coupons „20% weniger Schiebergeld“ auf Müsliriegeln. Aber vielleicht  können einfach mal aufnehmen und abwarten, ob es endlos wird.
 Wir trauen Ausländern nicht. Selbst wenn unser Freund Obama kommt,  schweißen wir Gullideckel fest, damit er sie nicht klaut. Das hat sich  in tausenden von Jahren durchgesetzt: traue niemanden, der anders  aussieht oder spricht. Für den frühen Menschen – bis zum 20. Jahrhundert  ungefähr –  war das überlebenswichtig. Da kam der Ausländer nämlich  gerne mal mit der Keule. Durchaus mal im Zeichen des Christentums.
 Es ist also in Ordnung, wenn innerlich das „Sei vorsichtig“ kommt. Das  ist normal. Man sollte nur intelligent genug sein, jedem Menschen eine  Chance zu geben. Jeder Mensch, den man trifft, kann sich als nett oder  als Idiot rausstellen.
 Die Angst vor der Flüchtlingswelle ist ein bisschen berechtigt, wenn man  sieht, wie unsere Politiker reagieren: mit Plattitüden und  wahlkampfwirksamen Flüchtlingsheimbesuchen. Anders zusammengefasst: wir  Politiker haben einen Plan. Wir werden einfach platte Sprüche bringen in  Talkshows und Interviews. Das hat bisher immer geholfen.
 Dass Angst aufkommt, weil unsere Politiker nicht mit Problemen  zurechtkommen, ist berechtigt, da weitaus weniger brisante Themen schon  mit einer hilflosen Raute beantwortet werden. Beispiel:  Griechenland-Krise. Da ist doch keiner der Meinung, dass unsere  Politiker einen guten Job machen.
 Dabei ist das realistisch gesehen gar nicht so schlimm. Wir haben den  Griechen schon immer sehr geholfen. Aber nicht mit Geld, sondern damit,  dass wir Costa Cordalis bei uns haben auftreten lassen. Da ist in  Griechenland manches Trauma verhindert worden.
 Und insgeheim war die Griechenland-Krise doch ein voller Erfolg: WIr  haben seit Ausbruch der Griechenland-Krise weitaus mehr Geld von  Griechenland nach Deutschland bekommen als wir je für unsere  Bürgschaften werden zahlen müssen. Na gut: auf der einen Seite zahlt der  Staat, auf der anderen Seite profitierten Banken und Exporteure. Aber  das schlimmste, was da passieren kann, ist: die EU könnte das als  verdeckte Subvention für das Banken- und Rüstungswesen und noch einige  andere Unwesen betrachten.
 Aber Schluss mit Griechenland. Das Thema hat ja etwas von dem  Teppichhändler mit dem Schild am Laden: „Ausverkauf.“ Klein darunter:  „seit 40 Jahren.“    
 Wir haben Angst davor, dass die Flüchtlinge zu viel Islam mitbringen in  unsere christliche Gesellschaft. Dabei haben wir eh schon keine  christliche Gesellschaft mehr. Und eine Menge Hexen und Homosexuelle  sollten darüber sehr froh sein. Der Ober-Guru unserer größten  Religionsgemeinschaft feiert übrigens im September Geburtstag. Nicht der  Papst – Franz Beckenbauer. Der Glaube an den Fußball rangiert noch vor  dem Glauben an die freie Marktwirtschaft. Letzteres ist auch eher  reinster Aberglaube…
 Ich  bin übrigens für strikte Abschiebung derer, die uns nur auf der  Tasche liegen. Ich stelle mir Deutschland sehr schön vor ohne Neonazis  und Investmentbänker.
 Schwierig ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Eigentlich würde ich –  unabhängig vom Asylrecht – gerne jeden aufnehmen, der sich bei uns  integrieren kann. Das wird dann für fundamentale Muslime genauso wenig  möglich sein wie für fundamentale Christen. Wir müssten dann aber eine  Menge Leute, die schon da sind, rausschmeißen. Dann wäre auch Platz für  die neuen.
 Immerhin: in einem sind sich die Kommentare zur Flüchtlingskatastrophe  fast einig. Wir sind schuld. Wir kümmern uns zu wenig um Afrika. Wir  senden zu wenig Entwicklungshilfe. Wir mischen uns zu sehr ein. Oder zu  wenig. Wir kaufen billige Kleidung aus Afrika und beuten die Afrikaner  und Asiaten aus. Wir jagen unsere Atmosphäre mit Treibhausgasen in die  Luft. Wir liefern Waffen.
 Die einzigen, die nicht schuld sind, sind die Leute vor Ort.  Erstaunlich. Nur nicht für uns. Das kennen wir aus der eigenen  Vergangenheit. Nach dem zweiten Weltkrieg stellte sich heraus: das  Problem waren ein Österreicher und eine Menge Nazi-Kollaborateure aus  den eroberten Ländern, nur Deutsche waren nicht schuld.
 Schuld sind auch immer die Konsumenten. Für jedes T-Shirt müsste man  zwei Jahre forschen, wo es herkommt. Dummerweise ist es nach den zwei  Jahren auch kaputt. Die Firmen werden ja zu unmenschlichen Bedingungen  gezwungen. Alle. Auch Adidas produziert neben Kik.
 Die Behauptung, ohne deutsche Waffen gebe es die Flüchtlinge nicht, ist  übrigens schön plakativ und deswegen falsch. Wenn man genau hinguckt,  dann sieht man: in denen Länder, in die deutsche Waffen geliefert  werden, ist die Bevölkerung so gut unterdrückt, dass Rebellion nicht  funktioniert. Also: wenn wir genug deutsche Qualitätsprodukte schicken,  dann haben wir bald gar keine Flüchtlinge mehr. Wer von einer deutschen  Waffe getötet wird, der flüchtet nicht mehr.
 An der Schuld-Arie sieht man übrigens schön ein wirkliches Problem: wir  glauben, dass wir die Weisheit und Demokratie mit Löffeln gefressen  haben und dass wir den armen Rückständigen unsere Werte und  Errungenschaften überstülpen müssen. Dabei steckt in der deutschen  Demokratie – die auch nicht perfekt ist – eine 300jährige Geschichte,  die mit dem bayrischen Bauernaufstand begann und nur wenige Prozent  Demokratie enthält. Im Bereich der Weimarer Republik ist es auch  ziemlich in die Hose gegangen. Es reicht also vielleicht doch nicht aus,  in Afrika ein paar Staatschefs zu stürzen und schon haben alle  Demokratie und westliche Werte. Das wird noch ein lange dauernder  Prozess, bei dem wir höchstens helfen können.
 Woanders hat es ja auch geklappt. Selbst in Bayern haben sie sowas ähnliches wie eine Demokratie.
 Ich muss jetzt mal aufhören. Ich wollte noch meinen erigierten Penis bei  Facebook posten. Wenn die das löschen wollen, behaupte ich, es wäre  eine Selfie-Stange.