Verhaftung in Mörfelden

Ich lese mal zu Anfang einen Artikel aus unserer Dorfzeitung vor:

Ich habe mir sofort gedacht: das ist doch mal Stoff. Da muss man mal draus machen. Da machen andere einen Roman draus.

Ich habe mich sofort an die Tastatur gesetzt und bin auch prompt … darauf eingeschlafen. Andere machen aus einem Bierdeckel einen Roman, ich aus einem hervorragenden Stoff einen Mittagsschlaf.

Im Traum ist mir dann die Lösung gekommen. Das ist natürlich Quatsch, hört sich aber gut an. Die Lösung ist: wenn mir schon keine Geschichte einfällt, versuche ich es mit mehreren.

Verhaftung in Mörfelden – die Bruce Willis Version

„Wir wissen dass sie da drin sind.“

Der kahlköpfige, gut gebaute Bulle – in mindestens mittleren Jahren – schaut mitleidig seinen jungen Kollegen an, dem Urheber dieses unsinnigen und langweiligen Satzes. Beide stehen mit dem Rücken an die Wand gepresst links und rechts von einer Wohnungstür.

„Dann müssen wir wohl Verstärkung holen.“ Der Jüngere holt sein Handy heraus, währenddessen tritt der andere die Tür ein und stürmt in den Raum.

„Ergib dich Du …“

Im nächsten Moment tritt er auf ein im Raum liegendes Skateboard. Mit Schwung taumelt er nach vorne, macht eine Rolle über das Sofa und kommt elegant wieder zum Stehen.

„Kann man Sie buchen mit der Nummer?“ sagt eine Stimme von der Seite.

Der Polizist dreht sich und schießt. Einmal, zweimal, dreimal.

Der Mann sackt in sich zusammen. Na ja, ein bisschen sackt er zusammen, immerhin sitzt er schon, und zwar in einem Sessel. Er lässt eine fast aufgerauchte, aber noch glimmende Zigarette fallen. Der Bulle schießt die Kippe aus.

Währenddessen kommt der junge Kollege in den Raum.

„Was hast Du den getan?“

„Ich habe ihn unschädlich gemacht.“

„Er hatte aber noch nicht mal eine Waffe.“

Pause. Die nächste Suspendierung ist sicher.

„Was hat er eigentlich getan?“ fragt dann der Alte.

„Falsch geparkt und nicht bezahlt, Bruce.“

„Dieses miese Schwein wird nie wieder falsch parken.“

Wenn ich ehrlich bin, kommt mir das dann doch etwas unglaubwürdig vor. Auf der anderen Seite: wenn man alle Falschparker erschießen würde, gebe es endlich genug Parkplätze.

Verhaftung in Mörfelden – by Monty Python

„Wer sind Sie“ fragte der rauchende Mann in dem gemütlichen Lehnsessel. Na ja, nicht so gemütlich, so ein bisschen älter. Aber eigentlich ganz in Ordnung. Geht bei Ebay noch für 40 Euro über den virtuellen Tisch. Wo war ich stehen geblieben?

„Wer sind Sie“ fragte der rauchende Mann in dem gemütlichen Lehnsessel. Na ja, nicht so gemütlich, so ein bisschen älter. Aber eigentlich ganz in Ordnung. Geht bei Ebay noch für 40 Euro über den virtuellen Tisch.

„Wer sind Sie“ fragte der rauchende Mann in dem gemütlichen Lehnsessel. Na ja, nicht so gemütlich, so ein bisschen älter.

„Ich bin Inspektor Tiger vom Yard.“

„Tiger?“ fragte der andere.

„Wo?“ Panisch dreht sich der Inspektor um. Dann lacht er. „Ach ja, ich. Tiger.“

„Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“

„Wir werden sehen.“ Sagt der Inspektor. Er holt  ein weiches Kissen hinter dem Rücken hervor. „Ich werde Sie zum reden bringen.“

„Nicht die weichen Kissen! Ich gestehe alles. Ich …“

„Wer sind Sie“ fragte der rauchende Mann in dem gemütlichen Lehnsessel. Na ja, nicht so gemütlich, so ein bisschen älter.

Stimme auf dem Off: „Folge 101: Nicht gesehen werden.“

Ein Knall. Ein weiterer. Wo die beiden standen (bzw. saßen), schweben zwei Rauchwölkchen. Stimme: „Beide hatten nicht gelernt, wie man nicht gesehen wird.“

Ungefähr in der gleichen Liga wie Monty Python – wenn auch etwas unabsichtlich – spielt auch Marlon Brando.

Verhaftung in Mörfelden – der Pate von Mörfelden Version

„So fertig.“ Der Schlosser steckt sein Werkzeug, eine EC-Karte, wieder in seine Tasche. Die Tür ist offen. Die Polizisten lugen vorsichtig hinein. Langsam schleichen sie sich durch den Korridor. Im Halbdunkel sieht man einige Bilder, ansonsten ist der Gang leer.

Vorsichtig postieren sie sich vor der nächsten Tür. Der mutigste drückt die Klinke runter und stößt die Tür auf. Gleichzeitig springt er zurück und lässt sich dann fallen. Doch alle Mühe war unnötig: niemand schießt. Vorsichtig wagt sich die Polizei in den Raum vor. Der Raum ist luxuriös ausgestattet – wenn man das beim schummrigen Licht beurteilen kann. Gemälde, dicker Teppich, ein großer Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch ein gewaltiger Sessel. In dem Sessel ein Mann. Er hat die linke Hand in Nähe seines Mundes, leichter Rauch steigt hervor. In seinem Schoss sitzt eine Katze.

Der Kommissar wagt sich vor: „Herr Pate, wir müssen Sie leider verhaften.“

Stille. Der Mann rührt sich nicht.

„Es geht um einige Kleinigkeiten – Raub, Mord, Erpressung – ich hoffe, sie nehmen uns das nicht krumm.“

Noch immer Stille.

„Wir müssen Ihnen Handschellen anlegen und Sie auf das Revier mitnehmen.“

Der junge Polizist tritt vor, die Handschellen bereit.

Da, endlich, der Satz:
“Ich habe einen Angebot zu machen, das Sie nicht ablehnen können.“

„Was wäre das?“

„Erst mal eine Zigarre.“

Die Polizisten genehmigen sich alle eine Zigarre, die ihnen der Pate anbietet. Alle sind sich einig: gute Marke. Nee, wirklich gut.

Plötzlich kippen alle Polizisten um. Sie zucken noch kurz mit den Beinen… dann liegen sie still. Der Pate holt eine Schachtel raus und hält sie in die Kamera: Marlboro –  „Sind sie zu stark, bist du zu schwach.“

War jetzt auch ein bisschen albern. Außerdem ist den aufmerksamen unter den Zuhörern vielleicht aufgefallen, dass die Werbung zweckentfremdet ist. Aber „Godfathers Friends – sind sie zu stark, bist du zu schwach“ klingt auch doof.

Verhaftung in Mörfelden – Leiche im Dessert Version

Der Kommissar und sein Assistent bauen sich vor dem Mann in dem Sessel auf. Zwei weitere Polizisten halten sich im Hintergrund.

„Herr Gehrig, wir müssen sie verhaften. Wir haben zweifelsfreie Beweise dafür, dass sie verantwortlich sind für unerlaubte Bespitzelungen in mindestens 100 Fällen.“

Der Aufsichtsratchef von LIDL antwortet:

„Sie können mir nichts beweisen. Ich wusste von allen Vorgängen nichts.“

„Das können Sie dem Staatsanwalt erzählen.“

„Halt“ sagt der junge Polizist. Er nähert sich dem Beschuldigten und geht ihm an den Hals. Ja wirklich: zur Überraschung aller steckt er seinen Zeigefinger unter eine Halsfalte und zieht. Eine Maske löst sich vom Gesicht. Klaus Gehrig, Aufsichtsratchef von LIDL, ist in Wirklichkeit – Wolfgang Schäuble, Innenminister.

Er wird zum Polizeiwagen getragen. Dabei hört man ihn noch zettern: „Damid werde sie nedd durchkomme. Ich werd den BND auf sie ansedze. Sie heimdüggischr Islamisch, sie! Ihre Karriere isch z End, hajo, so isch des.“

Der Kommissar fragt seinen Assistenten: „Wie in aller Welt haben Sie das herausgefunden?“ Der Assistent deutet auf den Boden. Dort sieht man die Rollstuhlspuren.

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