Die Krise und die deutsche Wirtschaft – Teil 2: Banken und Börse

Die Börse, dass ist die Spielwiese für Leute mit Geld. Das ist etwas für welche, denen es nicht reicht, Skat mit Cent-Einsätzen zu spielen. Die brauchen mehr.

Das wichtige an der Börse ist: analysieren, was ist und kommt, und dann wissen, ob der Kurs steigt oder fällt. Dummerweise ist dieses Wissen meistens schon im Börsenkurs drin. Also muss man mehr wissen als die anderen. Und wenn viele mehr wissen, dann passieren schon komische Sachen. Nämlich das, was man jetzt nicht erwartet hat.

Deswegen nehmen die meisten großen Banken schon Computer, die automatisch kaufen und verkaufen. Und immer in kleinen Häppchen. Man kauft/verkauft nicht 1 Million Aktien, sondern jede Sekunde 1000. Denn 1 Million würde auffallen, andere Banken würden reagieren, und es käme zu Panikkäufen oder -verkäufen. Im Prinzip ist der Hintergrund der Aktie ja, dass man sich geldlich an einer Firma beteiligt. Dass man also Teilhaber wird. Das jetzt zur Theorie. In der Praxis ist es wirklich Monopoly für Reiche. Nur dass beim Monopoly nicht viel passiert: die Beteiligten haben ein bisschen Zeit verloren, und im Extremfall kriegt einer mal vom anderen das Spielbrett über den Schädel gezogen. Wenn hingegen an der Börse richtig schön gespielt wird, sind am nächsten Tag 1000 Unbeteiligte arbeitslos und 1 bis 2 Börsenbroker aus dem Fenster gesprungen. Broker kommt übrigens vom englischen to break, zerbrechen, und zeigt die ganze destruktive Ader dieses Berufsstandes. Und von den Neu-Arbeitslosen kommt leider keiner auf die Idee, dem nächsten Börsenspekulanten mal ein Spielbrett auf den Kopf zu hauen. Schade.

Viel einfacher und arbeitsplatzsicherer als selbst zu zocken ist die Nachhineinanalyse in Fernsehen oder Radio. Das geht dann so: Die Lufthansawerte sind um 2% gestiegen, nachdem bekannt wurde, dass der der Lufthansa-Chef beim Seitensprung seine Sekretärin schwängerte. Ein ähnlich gelagerter Vorfall hatte in der letzten Woche die Siemens-Aktie um 4% fallen lassen, aber bei Lufthansa ist man doch froh, wenn die überhaupt noch einen hochkriegen.

Noch schlimmer sind Wirtschaftsprognosen. Wir bezahlen den 5 Wirtschaftsweisen Geld, damit sie eine Zahl – meinetwegen eine Minuszahl – vor ein Prozentzeichen schreiben. Egal ob die Zahl dann  mit der Realität zu tun hat. In dem Fall wäre vielleicht eine erfolgsorientierte Vergütung geeignet. Ich schlage vor: niedriges Grundgehalt, 500% Zuschlag für genauen Treffer, 100% bei nur 1% Abweichung von der Realität. Wie viel Geld wir da sparen können.

Es gibt 3 Säulen des modernen Aberglaubens:
1. Wirtschaftsprognosen
2. Wetterbericht
3. Ernährungskonzepte
Horoskope gehören nicht mehr dazu, die haben einen zu großen Treffergrad.

Zurück zur Börse und zum Zocken: die Spezialisten fürs Zocken – wenn man von denen absieht, die auf DSF professionell Poker spielen – sind Investmentbänker. Investmentbänker sind leicht erklärt. Douglas Adams hatte im „Per Anhalter durch die Galaxis“ den vermeintlich unsinnigsten Beruf erfunden: Telefondesinfizierer. Die Wirklichkeit ist schlimmer, da gibt es Investmentbänker.

Leute, die ihr eigenes Geld verspielen, gab es schon im alten Rom. Investmentbänker machen es schlauer: sie nehmen fremdes Geld.

Investmentbänker mit Kontakt zu normalen Menschen nennt man Bankberater. Achtung: Bankberater. Nicht Kundenberater. Die beraten die Bank, nicht die Kunden.Bankberater sind Leute, die verkaufen Eintagsfliegen eine Altersversorgung, die in 40 Jahren greift. Sie lassen sich auch nicht davon irritieren, dass Eintagsfliegen bekanntlich wenig Geld haben. Bankberater wissen: mit kein Geld kann man viel besser wirtschaften. Man verkauft es einfach. Das haben die Jahrelang tatsächlich getan. Wobei: meistens verkaufen sie nicht an Eintagsfliegen, sie verkaufen den Kunden lieber Eintagsfliegen. Auch als Alterssicherheit.

Alterssicherung ist gewiss wichtig, aber wie leben Sie eigentlich heute? Und warum eigentlich Alterssicherung? Alt ist man 30 Jahre oder so, höchstens. Tot noch viel länger. Sollte man nicht für den Tod sparen? Eine Todessicherung, damit man 1000 Jahre sein Grab hat. Ich hoffe, ich bringe jetzt keinen auf Ideen.

Bankberater sind übrigens schnell. Jetzt mal ne wahre Geschichte. Ich habe Geld von einem Festgeldkonto auf mein Girokonto überwiesen. Und sobald es da erschienen war, direkt am gleichen Morgen, habe ich den Überweisungsauftrag für genau dieses Geld auf das Konto der Bank eingegeben, bei denen unser kleines Häuschen verschuldet ist. Mittags rief mich die Beraterin an, um über die paar Tausend Euro zu reden, wie man sie denn anlegen könnte. Sie ließ sich auch nicht davon irritieren, dass das Geld schon überwiesen war. Noch besser: Dde ganze Bank ließ sich davon nicht irritieren, die haben nämlich dann 3 Tage für die Überweisung gebraucht. Schnell sind die wirklich. Die Berater. Schneller noch als mein Geld.

Und jetzt noch was positives für Frau Merkel. Es war wichtig, die Banken zu stützen. Das war zwar nur für das System, nicht für uns Bürger, aber es war wichtig. Politiker und Wirtschaftsweise sagen: Der Kapitalismus ist die beste Staatsform. Der Kapitalismus hat nämlich jede Krise überstanden bisher. Wie die katholische Kirche und die Dummheit.

Ich fand die Rettung der Banken auch sehr merkwürdig. Die kriegten ja einen Rettungsschirm. Denen stand das Wasser bis zum Hals. Die gingen schon unter. Früher hatten Schiffe so tolle Holzreifen, die hat man ertrinkenden zugeworfen. Heute gibt es Rettungsschirme. Das klingt nicht nur doof, dass ist es auch. Überlegen Sie mal: sie stehen auf der Brücke, unter sich ein reißender Strom. Regensburg zur Hochwasserzeit. Und da treibt ein Ertrinkender vorbei. Hält sich gerade noch über Wasser. So, und jetzt werfen wir dem mal einen Schirm zu…

Bei der Bankenrettung habe ich auch etwas gelernt: Heuschrecken sind schützenswert – wenn sie von hier sind. Biologie und Wirtschaft verhalten sich also entgegengesetzt. In der Umwelterhaltung heißt es ja: Wölfe  – das ist ganz wichtig dass die nicht aussterben. Aber doch nicht hier. Rumänien ist doch groß genug. Oder: Mücken. Klar müssen die sein. Aber warum ausgerechnet im Urlaub? Insofern könnte man auch fragen: der Ackermann, der ist schützenswert. Aber warum ausgerechnet in Deutschland?

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