Kirche um 12

Merkwürdige Schlagzeile in der BILD: der Staatsanwalt war bei Wulff. Jetzt frage ich mich: hat er übernachtet? Hat er bezahlt?

Wir Deutschen sind doof. Weil Herr Wulff auf Kosten seiner Freunde Urlaub gemacht hat, darf er jetzt auf unsere Kosten Urlaub machen. Lebenslang.

Merkwürdige Artikel in der Kinderbeilage des Groß-Gerauer Echos – das gibt es wirklich, wir lesen das täglich -: ein großer Artikel der Entega, wie man Energie spart. Daneben der Bericht über einen Jungen, der Kart fährt und Formel 1 fahren möchte.

Merkwürdiges Auftreten im Fernsehen. Erwin Pelzig empfängt in seiner Talkshow sehr komische Gestalten. Ja, der Ramsauer war glaube ich auch schon da. Dieses Mal war es aber ein Medium. Die konnte überall die toten Verwandten sehen, die neben den Gästen herumlungerten. Es war ein richtiges Happening. Und warum versteht man das in Deutschland nicht? Weil es so viele Scharlatane gibt. England ist besser: dort gibt es eine Ausbildung als Medium. Ich wusste gar nicht, dass die Engländer medium kennen. Ich dachte, die kennen nur blutig.

Merkwürdig war auch der Rhein. Nicht der Fluss. Der Politiker. Der oberste Nachtfluggegner und gleichzeitig Nachtflugverbotsgegner, den er klagte ja dagegen. Er klagte gegen seine eigene Vorstellung, um Rechtssicherheit zu bekommen. Demnächst gehen alle automatisch an die höhere Gerichtsinstanz, um Rechtssicherheit zu bekommen. Dann können wir die unteren Gerichte gleich abschaffen.

Scheinbar hat der Wähler gemerkt, dass der Rhein da ein merkwürdiges Spiel treibt. Und ihn nicht gewählt. Wie die FPD. Richtig gelesen: die FPD, die Familienpartei Deutschlands. Das ist keine Anspielung auf die Boygroup der FDP mit ihrem Pflegevater Brüderle. Nein, die Familienpartei ist die sechste Kraft im Saarland. Vor der FDP. Etwas mehr als die Hälfte befragten Wähler meinten auch, die FDP würde gar nicht mehr benötigt. Das überrascht. Es muss also einige gegeben haben, die sie für nötig halten. Wahrscheinlich waren die nicht richtig informiert. „FDP? Nee, bei denen kaufe ich immer. Nach Schlecker soll nicht noch einer Pleite gehen.“

Merkwürdig ist, dass sie scheinbar die Matrix geändert haben: ich habe ein Deja vu. Peter Altmeier sagt über die Piraten: mit denen kann man keine Koalition bilden, sie haben keine Fraktionsdisziplin. Komisch, das habe ich vor dreißig Jahren schon mal gehört über irgendeine Partei… Überraschend ist für mich noch immer, dass jeder Abgeordnete selbst nur seinem Gewissen und rein gesetzlich keiner Fraktionsdisziplin unterworfen ist. Vielleicht war das nur falsch niedergeschrieben und es waren gewisse Kräfte gemeint und nicht das Gewissen…

Aber an so was hat man sich ja gewöhnt. An das auch: der katholische Kindergarten in Königswinter hat seine Leiterin verstoßen. Wegen dienstlicher Verfehlungen? Nein, sie verfehlte das sechste Gebot: du sollst nicht ehebrechen. Das ist höchst verwerflich. Aber katholisch.

Zitat: „Ihre hohe Auffassung von der Ehe kann die Kirche keinesfalls einer mehr und minder liberalen Einstellung in unserer Gesellschaft anpassen.“ Anders gesagt: kirchliche Ideologie besteht gegen modernen Pragmatismus.

Die Einstellung zu anderen Dingen scheint aber sehr liberal zu sein. Es steht halt nirgendwo in der Bibel: du sollst deine Schutzbefohlenen nicht sexuell belästigen. Da drückt die Kirche mal ein Auge zu. Ist halt kein Teil der 10 Gebote.

Ansonsten vergibt die Kirche ihren Sündern: Mixa darf jetzt für den Papst arbeiten. Er hat sich ja nicht scheiden lassen.

Pragmatisch war die Kirche schon immer. So heißt es doch gerüchteweise: „Du sollst nicht töten.“ Bedeutete bei der Frage Zivildienst oder Wehrdienst – anders gesagt: jemandem helfen oder jemanden töten – für die katholische Kirche lange Zeit: Wehrdienst ist wichtig, Zivildienst kann unter gewissen Umständen (da war das Gewissen wieder) vielleicht akzeptiert werden.

Merkwürdig: Kleine Gewerkschaften missbrauchen das Streikrecht, sagt die Gewerkschafts-Kirche Verdi. Wenn sie denn mal nach monatelangen zähen Verhandlungen dieses gebrauchen. Anders Verdi: die fangen schon mal mit Warnstreiks an, wenn die Arbeitgeber noch gar nicht bemerkt haben, dass überhaupt verhandelt wird. Jetzt fordern folgerichtig einige Professoren, dass Streikrecht einzudämmen. Da ist Verdi jetzt auch nicht glücklich drüber.

Höchst merkwürdig ist Frau Aigners neuester Verbraucherschutz: das Mindesthaltbarkeitsdatum ist doch nicht so wichtig. Es gibt etwas Zuverlässigeres. Man muss einfach mal schnuppern, ob es noch gut ist. Einfach mal schnuppern: so einfach ist das. Da brauchen wir doch gar keine Lebensmittelkontrolleure und Veterinäre mehr. Wir müssen Schnupperkurse anbieten. Die EHEC-Toten im letzten Jahr waren auch selbst schuld. Fangt doch an, an Sprossen und Gurken zu schnuppern. Und benennt dann eine besonders gut riechende Gurke nach der Frau Aigner.

Apropos Gurke: von der Leyen schaffte es, dass der gewöhnliche Hartz 4-Empfänger 10 Euro mehr für seine Kinder hat. Aber nicht für Windeln, sondern um beispielsweise musizieren zu lernen. Als Bildungsgutschein. Damit nachher mehr in der Fußgängerzone musizieren können und wir die Billigmusiker aus den Anden loswerden. In Bildungsgutschein stecken auch schon die drei wichtigen Vokabeln drin: Bildung, Gut und Schein. Funktionierte dann nur scheinbar. Dabei kann man mit 10 Euro so viel Gutes anfangen. Beispielsweise eine Viertelstunde Geigenunterricht. Pro Monat.

Überhaupt nicht merkwürdig: In den USA wurde Paul Allen (einem Kumpanen von Bill Gates) die Kreditkarte geklaut. Mit einem simplen Trick: erst hat sich der Verbrecher telefonisch als Allen ausgegeben und seinen Umzug gemeldet, und ein paar Tage später hat er die Kreditkarte als verlustig gemeldet. Und dafür hat er dann eine neue bekommen. Dummerweise an seine richtige Adresse, und selbst bei der Unterschrift hat er vergessen, dass er Herr Allen sein wollte, er hat stattdessen seinen Namen angegeben. Es stellte sich dann heraus, dass die Armee ihn seit mehr als einem Jahr als Deserteur suchte – aber nicht fand. Obwohl er einfach nur zu Hause war. Und da weiß ich nicht, was das merkwürdige daran ist: dass die Banken so schlunzig mit den Kreditkarten umgehen oder dass die USA trotz gefühlter 20 der Stasi nachempfundenen Institutionen nicht einmal herausfindet, ob jemand zu Hause ist…

Ich kann noch das Rätsel um den nächsten französischen Präsidenten lösen: Herr Hollande wird es. Er hat alles, worauf es ankommt: eine komische Nase und er spricht fließend Französisch. Das erste hilft beim zweiten. Für den Notfall würde auch er Carla Bruni ein Kind machen, um Umfragewerte zu verbessern. Wir hoffen, dass es nicht drauf ankommt.

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