Pandemie der Ungeimpften

Es gibt Sätze und Argumente, die ich für gefährlich halte.

„Es ist eine Pandemie der Ungeimpften.“

„Das Problem, dass Ungeimpfte die Intensivstationen belasten, ist eigentlich keins. Das Problem ist viel eher, dass es zu wenig Intensivbetten gibt, weil es zu wenig Personal gibt.“

Das schlimme ist: Das Leben ist kompliziert. Es kann mehrere Ursachen geben, die gleichzeitig zu bekämpfen sind.

Für die Intensivstationen gilt:

Erstens: Der Bundesgesundheitsminister ist ein ***. Es wäre sein Job gewesen, dafür zu sorgen, dass wir ausreichend Kräfte haben, die auf Intensivstationen eingesetzt werden können. Und zwar wäre das seit 4 Jahren sein Job gewesen, auch vor Corona.

Man kann das übrigens nicht von heute auf morgen lernen. Und wenn ich jetzt damit anfange, Leute auszubilden, werden die mir bei der vermuteten 5. Welle noch nicht zur Verfügung stehen. Aber man könnte jetzt handeln und bei der x. Welle genug Leute haben.

Zweitens: wenn wir nur Geimpfte hätten, dann wäre die Belastung auf den Intensivstationen hochgerechnet ertragbar. Der hohe Anteil an Ungeimpften ist also ein Problem. Und damit meine ich nicht die, die wirklich nicht geimpft werden können aus gesundheitlichen Gründen (laut RKI <1 %) oder aus Altersgründen, sondern die, die sich scheinbar aus Angst oder Widerborstigkeit nicht impfen lassen. Denn ganz ehrlich: es ist Angst. Der Verweis auf Langzeitfolgen oder Nebenwirkungen hat selten bis keine sachliche Begründung. (Und um auf ein altes Problem zurückzukommen: Ja, ich bin der Meinung, man sollte Ängste ernst nehmen. Aber bitte als Angst und nicht als Argument.)

Für die Verbreitung von Corona gilt:

Ungeimpfte, die sich gleich verhalten wie Geimpfte, haben einen weitaus höheren Anteil am Infektionsgeschehen als die Geimpften.

Menschen mit vielen Kontakten – vor allem mit vielen wechselnden Kontakten – haben einen größeren Anteil.

Menschen, die nicht auf Abstandsregeln oder Masken achten, haben einen größeren Anteil.

Das heißt aber auch: Geimpfte, die seitdem auf sämtliche Vorsicht pfeifen, sind vielleicht genauso schlimm wie oder schlimmer als Ungeimpfte, die nur wenig Kontakt haben.

Wir sehen momentan, dass wir weiter dafür sorgen müssen, dass wir das Risiko verringern. Es bringt Sterbenden nicht, wenn wir auf das Versagen der Politik in der Krankenhauspolitik hinweisen, da dieses Versagen nicht innerhalb von kurzer Zeit heilbar ist. In kurzer Zeit können wir allerdings das Risiko durch Kontaktreduzierung – vor allen von nicht Geimpften und nicht Getesteten – runterschrauben.
Und jetzt noch zum Fussball.

Erstens: Kimmichs Aussagen zeigen keine besonders gute Beschäftigung mit dem Thema Impfung. Und es ist vollkommen in Ordnung, wenn er so eine Aussage in der Öffentlichkeit macht, dass er dann Gegenaussagen kriegt. Das ist keine Hetzjagd – wenn er in der Öffentlichkeit das kundtut, dann darf auch jeder andere dazu etwas sagen. Und zwar wirklich jeder. Wenn das viele sind, dann ist das so.
Die Übertreibung ist aber auf der anderen Seite, dass dann gerade auf politischer Seite darauf herumgeritten wird. Selbst wenn sämtliche Fußballprofis ungeimpft wären: Es ist absolut nicht nötig, für 1000 Leute extra Regeln aufzustellen („2G für Fussballprofis“). Entweder ist das in den allgemeinen Regeln drin oder unnötig. Das sind Fußballer, keine Intensivpfleger.
Und noch was: für Leute, die Impfausweise fälschen oder gefälschte Impfausweise nutzen, möchte ich tatsächlich hohe Strafen. Das ist Egoismus höchster Güte.