Ungeschriebene Post an Lehrer

Hintergrund: 4 Stunden werden den Schülerischen Kindern meiner Freunde geschenkt, wenn sie in den nächsten 2 Monaten ein soziales Projekt machen

Sehr geehrte Damen und Herren,

 wir möchten uns für freundliches Angebot bedanken. Unser Kind hat sich dafür entschieden, lieber die 4 Unterrichtsstunden regulär als Unterricht erteilt zu bekommen. Gerade im Blick auf die vielen Unterrichtsausfälle in der letzten Zeit hält es mein Sohn für sinnvoller, im Lernstoff weiterzukommen, um später ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden, das sich auch in soziale Belange einbringen kann.

Wir sehen es auch als kritisch an, verlorene Unterrichtszeit als Geschenk zu betrachten. Unterricht selbst ist ein Geschenk, dass uns der Staat – und damit wir als Teil der sozialen Gruppe der deutschen Bürger – ermöglicht. Das ist in dem Ausmaß erst seit wenigen Jahrzehnten möglich.

Ach nee, das nächste ist gar nicht ungeschrieben, das haben die Eltern dann weitergeleitet. Der Schulleiter war nicht amüsiert.

Meinem Patensohn wurde das Monate vorher organisierte Praktikum bei mir kurzfristig verwehrt, weil er ja in ein anderes Bundesland gemusst hätte.

Sehr geehrter Herr <Name des Schulleiters bekannt>,
Ihr Schüler <Name bekannt> hatte bei meinem Arbeitgeber einen Tagespraktikumsplatz am <Datum bekannt> zugesichert bekommen.


Wir hatten folgendes für diesen Tag geplant:
– Teilnahme an einem Scrummeeting eines Projektteams
– Besichtigung des <coole Dinge>
– Gespräch mit einem Azubi
– Gespräch mit einem Praktikanten
– kurze Erklärung der Vorgehensmodelle in der Informatik
– Teilnahme an einem Meeting (manches bei uns ist langweilig 🙂 )
– eine kleine „Denk“aufgabe zum Selbstlösen

Mit Verwunderung haben wir nun die Absage mit der Begründung der zu großen Entfernung entgegengenommen. Uns ist nicht bewusst, dass seit Abgabe des Zettels vor drei Monaten die Entfernung Duisburg – Frankfurt zugenommen hat. Mein Arbeitgeber bietet sogar die Möglichkeit an, diese Entfernung mittels auf Schienen beweglicher Fahrzeuge zu überwinden. Ich selbst werde eine Woche nach dem Praktikumstag eine etwas weitere Strecke, Frankfurt – Berlin, sogar an einem Tag hin- und zurückreisen.

Vor allem verwundert der späte Zeitpunkt der Absage, aber vermutlich mussten Sie zunächst den Diercke Atlas im Erdkunde-Archiv suchen.

Mit freundlichen Grüßen
Carsten Thurau
Software Architekt
cooler Business Typ

oh, das war bei meinen Kindern, deswegen ging die Post wirklich an den Lehrer

Meinen Post fand ich gar nicht schlimm, aber der Herr hat sich dann auf der Veranstaltung wohl darüber ausgelassen, dass es Eltern gäbe, die Medienkompetenz nicht wichtig fänden. Dabei ging es mir nur darum, 1. Das man Eltern nicht einfach verpflichten kann und 2. Vielleicht mehr als 1 Woche Vorlauf gut wäre – andere Leute haben dann doch Termine…

Hallo Herr <Name bekannt>,
ich finde es etwas merkwürdig, dass die genannte Veranstaltung verpflichtend sein soll. Mir ist weder im Hessischen Schulgesetz noch in der von mir unterschriebenen Schulordnung aufgefallen, dass wir uns zu verpflichtenden Veranstaltungen verpflichtet hätten. Desweiteren halte ich dann den Ausgabepunkt für die Zettel auch für etwas verspätet, da hätte ich dann doch mit einer Information vor den Ferien gerechnet. Ich würde mich nächstes Mal über eine frühere Information und die Streichung des Wortes „verpflichtend“ freuen, dann ist die Vorfreude auf die auf mich sehr sinnvoll erscheinende Veranstaltung doch um einiges größer.