Im Bereich Krankschreibung gab es vor einiger Zeit zwei interessante Themen:
- Partielle Krankschreibung (40% arbeitsfähig oder so)
- Telefonische Krankschreibung
Beides stark von der FDP getriggert.
Mal zu 2:
Interessant find ich, dass immer mal wieder auf „in Schweden“ verwiesen wird.
Wusstet ihr, dass man in Schweden erst ab dem 8. Krankheitstag eine ärztliche Bescheinigung braucht?
Wenn man den Teil des Konzepts übernimmt, würde bei uns vermutlich ein Großteil der Arztbesuche wegen Erkältung entfallen UND der Grund für eine telefonische Krankschreibung…
Wusstet ihr, dass ihr zunächst mal zu einem Gesundheitszentrum geht, wo zwar auch Allgemeinmediziner sind, aber auch Krankenpflegehelfer oder Krankenpfleger, die die „einfachen Fälle“ bearbeiten können?
Man braucht also nicht immer den Hausarzt…
Mal zu 1:
Da wäre ich tatsächlich für.
Das machen wir Deutschen übrigens schon: bei einer Wiedereingliederung arbeitet man häufig nur eingeschränkt.
Die Argumentation dafür oder dagegen sind ja meist in den Extremen behaftet („aber der 105jährige Klempner, der mit einer Lungenentzündung aufs Dach“ auf der anderen Seite, die „Faulenzer“ auf der anderen Seite)
Die meisten Fälle sind aber keine Extremfälle. Und da muss man auch klar sagen: für mich als Informatiker hauptsächlich im Homeoffice wäre Teilkrankschreibung in der Vergangenheit schon mehrfach möglich gewesen.
Für einen Taxifahrer aus Konzentrations- und Infektionsgründen dann eher seltener.
Aber genau das ist beim schwedischen Modell mit drin: die Entscheidung wird (und muss) auf Basis des tatsächlichen Arbeitsplatzes, des Krankschreibungsgrunds und weiterer Bedingungen getroffen.
Und ich glaube, da tun wir als Deutsche uns schwer – wir möchten dann eine „gerechte Lösung“. Die es nie geben wird. Statt einfach mal zu probieren.
Wichtig ist, das nicht als reines „weniger Ausgaben, mehr Kohle“ zu betrachten. Und ich befürchte, wenn man die FDP oder die CDU/CSU sowas umsetzen lässt, wird es Grütze.
Was in Schweden auch anders ist: es werden nicht 100% bezahlt im Krankheitsfall (80%) und auch nicht so lange vom Arbeitgeber (2 Wochen, dann zahlt die Krankenversicherung weiter.
Das ist eine zweischneidige Sache: natürlich würden noch mehr Leute zur Arbeit gehen – und zwar gerade Leute mit wenig Geld -, um nicht die 20% zu verlieren. Aber gerade das halte ich für nicht gut. Als Gutverdienender könnte ich mir das leisten – andere nicht.
Und ich kenne eine Menge Leute, die sich trotz Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zur Arbeit schleppen.