Alternative Fakten sind in aller Munde. Und in den meisten Facebook-Accounts.
 Das ist erschreckend. Ich hatte mich gerade erst an das gefühlte Wissen gewöhnt, jetzt gibt es schon wieder was Neues.
 Lustigerweise ist das gar nicht so neu.
 Alternative Fakten gibt es seit Cato, der das Problem der  einmarschierenden Karthager im römischen Senat drastischer an die Wand  warf als es eigentlich war. Man muss es aber verstehen: die Römer waren  noch geschockt, weil Hannibal 50 Jahre vorher als erster mit einer  Seilmannschaft aus Elefanten über die Eiger Nordwand gekommen war.  Glücklicherweise hielten sich die Römer ja Gemsen, die mit ihrem  Schnattern vor den kommenden Feinden warnten.
 Spätere alternative Fakten brachten beispielsweise Columbus, der Indien  und Amerika durcheinanderwarf. Als erster wirklicher Amerikaner ist er  damit Vorbild für Donald Trump, der auch nicht so genau weiß, was wo  liegt – wobei Amerika kennt er zufällig, da wohnt er. Voll alternativ  waren die Erbauer der Titanic – unsinkbar – und Adolf Hitler – das  1000jährige Reich. (Frage: warum zeigt mir google bei der Suche nach  1000jährigem Reich eigentlich als ersten Treffer, dass Alexander Gauland  über den EU-Austritt abstimmen lassen will? Auch alternative Fakten?)
 Alternative Fakten in der Bundesrepublik Deutschland gibt es spätestens, seit die CSU das S in den Namen aufnahm.
 Unter den beliebtesten alternativen Fakten befinden sich die  Arbeitslosenstatistik, bei der es hauptsächlich darum geht, möglichst  viele Arbeitslose dadurch zu entarbeitslosisieren, in dem man sie  einfach statistisch anderen Mengen zuordnet. Kaum hat der Arbeitslose  seine vorgeschriebene, in Arbeitslosigkeit endende Schulungsmaßnahme  „Wattwurmzähler für Bayern“ aufgenommen, ist er schon aus der Statistik  gepurzelt.
 Für Hessen sind am beliebtesten die Anzahl der Arbeitsplätze, die durch  den nächsten Ausbau des Frankfurter Flughafens entstehen werden.
 Alternative Fakten sind übrigens auch solche: Der Präsident eines  Fußballvereins, der als erster deutscher Fußballverein eine  Aktiengesellschaft wurde, bei der er im Übrigen mehr als eine Million  Euro im Jahr verdient, wettert über einen anderen Verein, der neben  Fußbällen auch Formel 1-Autos und rote Bullen züchtet, er würde den  Kommerz in die Liga bringen. Und die Fans seines Vereins laufen im  dann  auch noch hinterher und beschimpfen die Anhänger des gegnerischen  Vereins.
 D.h. nicht, dass ich das, was der Herr Mateschitz macht, gut finde oder  das ich ihn für einen Wohltäter des Sportes halten – das wäre so, als  würde ein Metzger für das belohnt, was er mit Schweinen macht…
 Ich gebe aber zu: Wir sind aber auch alle selbst schuld. Wir lesen ja nicht mehr alles.
 Bei Facebook lese ich einen kurzen Artikel Teaser für den Focus: „Grüne  wollen 13 Millionen Katzen in Deutschland besteuern“! Schock: die armen  Katzenliebhaber.
 Auf Focus Online ändert sich das Bild dann etwas. „Steuer auf 13 Millionen Katzen? Grünen-Politiker offen für Idee.“
 Wenn man sich dann aber noch den Inhalt zu Gemüte führt – bei Focus  eigentlich nicht die beste Idee – dann bemerkt man, dass die Information  gar nicht vom Focus kommt, sondern von der FAZ. Da war sie dann auch  noch ein bisschen anders: die FAZ berichtet, dass sich die Grüne Jugend  das vorstellen kann. Sie zitiert den Bundessprecher der Junggrünen mit  einer entsprechenden Forderung. Halt! Seine Forderung war: er möchte  gerne eine umfassende Analyse des Katzenproblems. Dabei könnte dann  herauskommen, dass eine Steuer sinnvoll wäre…
 Das ist natürlich zu komplex für Facebook-Nutzer, die Kommentare  beginnen deswegen mit freundlichem „diese Scheiß-Grünen“. Immerhin  dauert es 5 Kommentare bis zur Asylantenschelte. „Die kriegen alles, ich  als arbeitsloser Ingeneur nix, noch nicht mal einen Rechtschreibkurs,  damit ich meine Berufsbezeichnung richtig niederschreiben kann.“
 Anders gesagt: wir wollen ja nur noch Informationshäppchen und sind selbst schuld, wenn da Nachrichten-Salmonellen drin sind.
 Zu den alternativen Fakten tauchte bei mir in Facebook auch  interessantes auf. Ich habe aus Versehen einen CDUler abonniert. Einen  aus der Jungen Union. Dessen Einträge tauchten immer in meiner Timeline  auf und ich wusste nicht warum. Ich fand heraus: ich hatte ihn  abonniert. Warum auch immer.
 Für meine Leser: CDU – das ist so AfD light.
 Gerade den Bereich Fake-News hat er angepackt, und zwar sehr sonderbar.  Erst schreibt er, dass „die linken“ immer darauf hinweisen, es solche  Fake-News gibt. Dann bringt er ein Beispiel, wie die Demokraten mit  Fake-News Wahlkampf machten. Für alle Spiegel-Leser und andere treue  Trump-Hasser: ich weiß, die Demokraten waren die Guten und nur Donald  Trump hat Fake News verbreitet. Das Beispiel war bestimmt nur ein  Ausrutscher.
 Dann kam der Schluß „Die Demokraten in den USA haben Fake-News  verbreitet. Und die Demokraten sind die Linken in den USA. Also sind die  Linken überall böse.“
 Jetzt muss man sagen: im Vergleich zu deutschen Parteien sind die  Demokraten aber auch eine rechte Partei. Die Amerikaner haben nur  rechts. Deswegen verlieren die auch immer im Fußball, man muss nur über  den anderen Flügel kommen. Das hat der Klinsmann nur nie begriffen.
 Anders gesagt: der Beweis, dass es Fake News gibt, beweist doch, dass  die, die das entdeckt habe, schuld sind, und alle anderen, die man nicht  mag, auch.
 Ich schlage aber jetzt zurück: ich erfinde meine Fakten selbst. Gefreut  habe ich mich beispielsweise über einen Antrag der AfD im Berliner  Senat. Man kann hier übrigens wirklich von der AfD sprechen, es war kein  verwirrter Einzeltäter, denn der gleiche Antrag ist vor zwei Jahren  schon in Brandenburg gescheitert.
 Die AfD will bei „Heute“ (ZDF Sendung, kennen vielleicht ältere Leser)  auf der Deutschlandkarte die Grenzen eingezeichnet sehen. Das ist Fakt.  Ab jetzt wird es alternativ: Der Antrag wurde zurückgezogen und die AfD  zog sich zur Beratung zurück, als ein unbekannter Abgeordneter fragte:  „Welche denn? Die von 37,43,49,91?“
 Wobei mir auffällt, dass ich nicht weiß,  was der Berliner Senat beim  ZDF zu sagen hat.  Eigentlich gar nichts. Ich stelle mir momentan vor,  dass der typische AfD-Abgeordnete auch zum Eismann und nicht zum  Urologen mit den Worten „Ich habe Schmerzen beim Wasserlassen“ geht.
 Eines ist bei alternativen Fakten nicht möglich: einen Artikel ohne  Trump zu verfassen. Ein Mann, der für Waterboarding und Folter eintritt,  denn: besser falsche Informationen als gar keine.
 Ein Mann, der weiß, was woanders passiert, ohne zu wissen, wo das liegt  oder ob es eine Stadt oder ein Land ist. Denkt daran, was in Schweden  passiert ist! Das ist vermutlich die Hauptstadt von Norwegen.
 Und ich möchte Donald Trump warnen: Denk vor allem daran, was in Mordor  passierte! Erst Hobbitische Migranten reinlassen – dann wird prompt die  Regierung gestürzt und das ganze Land versinkt in Lava.