Stern von Allerland 4: Von Allerland nach Burgund-Grenzland

Erzählung des Zahlmeisters Alrich von Schwanental

Ja, das war was. Wir waren schon  einige Tage unterwegs. Unter uns: ich fragte mich ehrlich, ob wir überhaupt in der richtigen Richtung fuhren. Und auf dem richtigen Strom. Weil die Sonne ja meistens rechts am Himmel stand. Und Aturien, dachte ich, ist im Süden von Allerland. Ich habe nämlich einen Vetter, der da schon mal war. Der war sowieso schon überall. Ist ein weit gereister Mann.

Wir waren also schon Tage unterwegs, da kam uns ein Boot entgegen. Lothar von Wolfengrund, der ziemlich blaß im Gesicht war; manchmal war er auch grün, muß eine Krankheit sein; na der Lothar dachte wohl so bei sich. „Guck mal, ein Schiff.“ Er dachte natürlich nicht nur, er sagte es auch, weil sonst könnte ich es ja nicht erzählen:  „Guck mal, ein Schiff.“  Unser Maat, Trunkbold von Ebernfels sagte: „So’n Humbug, sind doch nur zwei Boote.“ Er hat manchmal ein paar Sehprobleme, unser Maat. Aber ansonsten ist er in Ordnung.

Na, da war nun so ein Boot. Und da war ein Burgunder drin. Der bat uns nämlich um Hilfe. Er hieße Wissel of Burgundy, und da wären Leute in Gefahr, nämlich er auch, und wir sollten helfen.

Das hörte sich ganz so an, als wäre er vor etwas Schrecklichem davongelaufen, und hätte seine Kameraden in Stich gelassen. Deswegen sagte Eckehart von Schwarzeneck, unser Pfaffe: „Mein Sohn, das hört sich so an, als wärest du von etwas Schrecklichem davon gelaufen, und hättest deine Kameraden in Stich gelassen.“ Aber der Burgunder sagte, er wäre nicht der Sohn von Eckehart, und er wollte nur Hilfe holen, und außerdem müsste er einen Herren befreien, der hieße Peter-Ludewig of Tugendstein. Denn er hätte geträumt davon, daß ohne diesen alles nicht passieren würde, aber er wüßte auch nicht, was alles ist. Und ein Wunder wäre geschehen, denn er hätte einen Fürstenwalder ohne Pfefferminz gesehen. Und das war wirklich ein großes Wunder, und da waren wir ganz erstaunt.

Wir folgten dem Burgunder, und gingen auf Land, denn über Land ging das schneller. Und nach kurzer Zeit sahen wir auch schon in einiger Entfernung die Schlachtreihen. Da wollten wir schnell hin, aber da erschienen uns ein Mann und eine Frau, und wir sahen rot. Wir sagten „Guten Tag“ und wollten weitergehen. Aber sie sagten: „Nee, das geht nicht.“ Und wir sagten: „Warum nicht.“ „Weil wir geplant haben, daß ihr da lang geht.“ Wir waren beeindruckt und gingen weiter, aber da kam eine Feuersäule hochgeschossen und da konnten wir nicht durch, und eine Taube flog hinein und war ganz verbrannt. Und das war ein Wunder, denn die Taube schmeckte gut, obwohl sie ein wenig schwarz war. Als die Säule verloschen war, sprach unser Kapitän: „Na gut, dann gehen wir eben da her.“ Und Waylan of Bolzano und noch ein Matrose, der immer rot trug, weil er wollte Feuerwehrmann sein, die sagten: „Aber wir schleichen uns auf dem direkten Weg hin.“ Und das war eine gute Idee. Doch die beiden – es müssen Magier gewesen sein – sagten: „Nein, daß ist nicht gestattet.“ Da gingen sie trotzdem, aber da war eine Wand, und sie mußten mit uns gehen. Und das war wieder ein Wunder. Da fragte ich Wissel of Burgundy, wer denn die beiden waren, und er sagte, sie wären Schicksalsleute, und das seien mächtige Magier. Und das habe ich auch geglaubt.

Und  alsbald kamen wir an einen Wald, und da standen Leute davor, und die kamen aus Beilstein. Wir fragten sie, wohin sie wollten, und sie wollten in die Schlacht, aber sie suchten noch, wo die sei. Sie müßten durch den Wald dorthin, aber sie fänden ihn nicht. Da sprach Waylan of Bolzano – sonst spricht er nicht soviel, aber er muß seinen Tag gehabt haben: „Dreht euch um.“ Und da sahen sie, daß dort ein Wald war, und das war ein Wunder für sie.

Waylan und sein Kumpane sind dann vorgelaufen, um alles auszukundschaften, aber nur der Brandbursche kam wieder zurück, weil sie hatten sich getrennt. Da ging ich mit ihm vor, um zu kundschaften. Und tatsächlich, wir schlichen uns durch den Wald. Zuerst suchten wir das, wovon wir nicht wußten, und dann suchten wir die anderen. Wir trafen dann die Scouts, die suchten auch, und zwar sich gegenseitig, aber dann trennten wir uns wieder. Deswegen konnten wir eine dramatische Sache miterleben. Wir standen nämlich vor einem Fluß, der war mindestens so breit wie ein Fluß ist, und auf der anderen Seite da standen Männer und drehten Däumchen.

Da sahen wir, daß von der Seite unsere Gruppe kam. Wir konnten sie aber nicht warnen. Plötzlich sprach einer, der wohl der Anführer sein sollte: „Jetzt ist dein Ende gekommen.“ Er sagte das zu einem, der auf dem Boden lag. Und der antwortete nicht. Der Böse hob sein Schwert. Die anderen von uns, also die von uns getrennten hatten nichts gehört. Der Anführer sprach lauter: „Du wirst jetzt sterben.“ Wir hofften ja, daß die unseren eingreifen würden, aber die hatten noch nichts mitbekommen. Der ekelhafte Kerl schrie: „Ich werde deinem Leben ein Ende setz -“ und began zu husten, denn er hatte seine Stimme überanstrengt. Aber das Husten hatte die unseren alamiert, und sie reagierten auf die Gefahr. Sie bildeten einen Kreis und begannen miteinander zu flüstern. Glaube ich wenigstens, ich konnte es ja nicht mithören.

Der Böse hatte sich wieder erholt, und jetzt setzte er das Schwert an die Kehle des am Boden liegenden. „Grüß deine Götter von mir!“ Dabei war der auch Allerländer, und hatte nur einen Gott, aber das haben wir erst später erfahren. Unsere Leute schienen währenddessen eine Aktion vorzuhaben. Sie sammelten sich endlich zum Angriff. Zuerst mußte aber geklärt werden, wer in die erste Reihe geht. Denn da bekommt man ja den meisten Ruhm. Da aber alle Allerländer und bescheiden waren, gaben sie sich gegenseitig den Vortritt.

Der Mörder – oder baldige Mörder – hob sein Schwert und schrie „Jetzt gehst du zu deinen Ahnen.“
Da wurde erstmal Klobanius vorgeschickt, um die Lage zu klären. Er hatte sein Messer bei sich.
„Ich werde dich töten!“ rief der Fiesling, doch da bemerkte er Klobanius. „Aber dich vorher“, sprach er zu diesem, und bevor Klobanius flüchten konnte, stürmte der Finstere auf ihn zu. Doch er stolperte über eine Wurzel und drehte sich dreimal um die eigene Achse und fiel in Klobanius Dolch hinein. Sterbend röchtelte er: „Und ich war so kurz davor.“ Dann verstarb er. Und Klobanius bekam 2 Stunden Schuheputzen als Strafarbeit auferlegt, weil er sich vordrängelte. Und dann erschlugen sie die beiden Begleiter.

Eckehart von Schwarzeneck packte den am Boden liegenden aus, obwohl er sonst ja nur Leute einwickelt. Unser Kapitän sprach:

„Tugendstein nehme ich an?  Ich bin Hilmar von Leuenstein. Ich bin persönlich gekommen, um sie aus den grausigen Gefahren zu erretten. Sie müssen Höhlenqualen durchlitten haben, doch ihre Peinige haben ihre gerechte Strafe bekommen. Und nun werden wir …“ Er sprach noch weiter, doch 2 oder 3 Minuten später unterbrach er.

Wir hörten ein Wimmern. Da schauten wir unserem Kapitän zu Füssen, und tatsächlich: unter seinen Füßen lag Waylan, gefesselt, geknebelt und blutend. Deswegen hatte der Kapitän so Standprobleme bei seiner Rede. Aber manchmal haben Kapitäne und Steuermänner Standpunktschwierigkeiten.Scheint immer möglich.  Er trat zurück und sagte noch “Jetzt müssen wir aber weiter, und sie kommen mit.“.Da unterbrach ihn Peter-Ludewig von Tugendstein: „Geht nicht.“ Und er sagte, es sei eine Charaktersache und er hätte keine Zeit. Aber er gab uns seinen Wappenrock, und sagte, daß das die Feinde täuschen würde, und es wäre ja so, als wäre er dabei. Da waren viele traurig, denn sie hätten ihn gerne einiges gefragt, zum Beispiel, was das Ganze solle.

Nachdem sie losgegangen waren, entdeckten wir die Brücke, und dann befreiten noch Waylan und rannten nach.

Wir kamen rechtzeitig, um die Allerländischen Reihen zu verstärken.

Da stand ein mächtiger schwarzer Ritter uns entgegen, und um ihn herum seine Schergen. Und er war schwarz gewandet, schwärzer ging es nicht, und er sprach:
„Ja, ich bin schwarz. Ich bin halt plagativ. Und jetzt töte ich euch.“
Und ein Allerländer sprach zu mir, daß die Schicksalsleute den geschickt hätten, und tatsächlich hatte ich noch Jahre später das Gefühl, er wäre eine Marionette der Schicksalsleute gewesen.

Doch es waren mächtige Kämpfer in unseren Reihen. Wir kämpften und schlachteten. Die einen mehr, die anderen weniger. Ich und der Kapitän, wir hatten etwas Pech, denn gegen uns wollte wohl keiner kämpfen.

Und da hatte sich ein mutiger Krieger nach vorne gekämpft, und er stand direkt vor dem Schwarzen, und er war kurz davor, ihn zu töten. Da tauchte aus dem Nichts einer der Schicksalleute auf, und da öffnete sich ein Loch, und der Krieger fiel hinein. Und wir fanden von ihm nachher nur noch ein Lappen. Es muß ein Putzlappen gewesen sein.

Und da wich der Sieg erstmal von uns, denn es waren noch mehr vom Gegner da, als ich dachte. Es kam mir beinahe so vor, als wären ein paar von deren Toten wiederaufgestanden, aber das muß getäuscht haben.

Da stand halt der Schwarze und noch ein paar Leute bei ihm. Sah ziemlich schlecht aus. Natürlich nicht für uns, weil: wir können uns ja verteidigen, unser Kapitän hat ja einen guten Ruf, und ich bin auch ein guter Kämpfer, und der Trunkbold von Ebernfels ist sehr stark. Aber der war gerade gar nicht da. War eine Charaktersache, wie er später sachte. Wimmelt davon in dieser Geschichte..

Und wie der Schwarze da stand, da sachte Lothar: „Guck mal, ein Blauweißer.“ Und tatsächlich, in der Tiefe der größten Not kam jemand, den wir nie erwartet haben, und der erstach den Schwarzen glorreich von hinten. Und da bekamen auch dessen Anhänger die Panik und rannten davon.
Wir fragten natürlich gleich, wer das denn da war. Und der sagte: „Ich heiße Schohoff of Valconnan. Ich bin Valconne. Ich trage blau und weiß. Jeder kann stolz darauf sein, blau und weiß zu tragen.“ Und ein Allerländer sprach: „Na, der ist wohl Nativer Schicksals-Champion.“ Aber was er meinte, weiß ich auch nicht.

Und dann erschienen noch die Schicksalsleute, und die sagten: „Seht ihr, das haben wir alles gemacht, und das war gut so.“ Und dann verschwanden sie. Das Schlachtfeld war reichlich unaufgeräumt.

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