Es stand in der Zeitung

Die Leiterin eines Bekleidungssupermarkts im niedersächsischen Bremervörde hat Strafanzeige gegen ein Kleinkind erstattet. Die Einjährige war mit einer Packung Seifenblasen im Wert von 50 Cent aus dem Geschäft gelaufen, während ihre Mutter andere Ware bezahlte, wie ein Sprecher der Polizei am Dienstag sagte. Die Geschäftsführerin habe darauf bestanden, die Anzeige gegen das Mädchen zu erstatten. Die Beamten hätten vergeblich versucht, die Frau davon abzuhalten.

Es stellen sich nach dem Lesen dieses Artikels einige Fragen:

Erstens: Ist das Kind mittlerweile wieder eingefangen worden? So eine rennende Einjährige dürfte eine schwere Herausforderung für einfangende Bekleidungssupermarktleiterinnen und Mütterinnen sein. Da sieht man mal wieder: wenn die Mütter ihre Kinder schon in der Wiege mit Nahrungsergänzungsmitteln dopen, kommt halt eine einjährige Katrin Krabbe raus.

Zweitens: Warum kommt das Kind eigentlich an eine Packung Seifenblasen ran? Meine beste Freundin kommt im Supermarkt – trotz stolzer 1,60 m – noch nicht mal an das gute Mehl im obersten Regal. Also: warum sind die Seifenblasen in Reichweite eines Kindes, das gerade mal gelernt hat zu stehen, ohne nach 10 Sekunden wieder umzufallen? Frühreif? Riesenbaby? Oder vielleicht Absicht des Bekleidungssupermarkts? Stellen wir mal die interessanten Dinge in die Reichweite der Babys und dann zwingen wir die Mütter dazu, das Zeug zu kaufen, was ihre Bratzen da angeschleppt haben. Bei minderwertigen Seifenblasen für 50 Cent wahrscheinlich die einzige Verkaufsmöglichkeit. Das wäre dann quasi Verführung zum Diebstahl. Ist aber leider nicht verboten. Gut, es gibt Gerüchte, das Verführung zum Diebstahl bei der Bundeswehr verboten sei. Wurde mir immer gesagt: „Verleitung zum Kameradendiebstahl“. Aber es wurden da weder Kameraden geklaut, noch gibt es da einen Paragraphen zu – geschweige denn, dass es Seifenblasen bei der Bundeswehr gibt.
Gut, wenn der Herr Jung was sagt…

Drittens: Wo liegt Bremervörde, und wer braucht das?

Viertens: Was suchen Seifenblasen in einem Bekleidungssupermarkt? Im Playboy kann ich mir nackte Mädchen vorstellen, die sich mit Seifenblasen einhüllen. Ich sehe aber nicht den Riesenabsatzmarkt für Bekleidungsseifenblasen. Die Playboy-Fotografen kaufen sowieso woanders ein. Die meisten, die im Bekleidungssupermarkt einkaufen, möchte ich gar nicht nackt sehen.

Fünftens: Wie haben denn die Beamten versucht, die Frau abzuhalten? Knüppel? Elektroschocks? „Pass auf Heiner, sie schnappt sich das Formular.“ „Ja aber für den Stift muss sie erst mal an mir vorbeikommen.“ „Heiner, hat sie dich gebissen?“ „Ja aber ich gebe gleich einen Warnschuss in ihr Bein ab.“

Sechstens: Hat man schon Anzeige gegen die Leiterin des „Kunde ist König“-Ladens erstattet? Wegen groben Unfugs? Wobei der Strafbestand heute „Belästigung der Allgemeinheit“ heißt. Wer in der Lage ist, solche Anzeigen zu erstatten, der belästigt quasi schon durch die Tat seiner eigenen Geburt die Allgemeinheit.

Siebtens: Wurde schon eine Hausdurchsuchung angeordnet? Vielleicht finden sich im Kinderzimmer noch mehr Seifenblasen.

Achtens: Hätte man in den USA auf das Kind schießen dürfen, oder es wenigstens in Handschellen aufs Revier bringen dürfen?

Neuntens: Wo gibt es solche Handschellen? Könnte mir in der Kindererziehung helfen.

Zehntens: Die Jugendkriminalität wird immer schlimmer. Ich vermisse in dem Artikel die Worte „Hartz 4 Empfängerin“, „Migrationshintergrund“ und „soziales Umfeld“.

Elftens: Wenn wir mal dabei bleiben: vielleicht war das Kind nur Ablenkung. Während des Kind alle Blicke auf sich zog, hat die Mutter sich in der Kasse und in den Brieftaschen der Anwesenden bedient.

Zwölftens: Wie verpackt man eigentlich Seifenblasen? Die platzen doch so schnell. Stand in der Anzeige wenigstens „Zur Fabrikation von Seifenblasen taugliche Lauge einschließlich mechanischer Seifenblasenblashilfe“?

Dreizehntens: Hatte die Mutter einen Kinderwagen dabei? Wurde sie als Lenkerin des Fluchtfahrzeugs mit angezeigt?

Vierzehntens: Hart bestrafen das Kind! Solche Kinder müssten Teppiche knüpfen, dann könnten wir endlich Indien Konkurrenz machen. Oder noch schlimmer: zur Strafe muss das Kind Kleidung aus dem Laden tragen.

Fünfzehntens: Früher habe ich als Kleinkind noch Wurst geschenkt gekriegt. Zugegeben: nicht im Bekleidungssupermarkt. Heute erwarte ich in manchen Läden schon so ein süßes Schild mit einem kleinen Kind an der Leine und der Unterschrift „Kinder müssen draußen bleiben.“

Letztens: Und wenn das Original aus der BILD war, dann hat das wahrscheinlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Dann ist die Filialleiterin in China im Urlaub gewesen und ein Sack Reis ist umgefallen. Oder der Freund der Filialleiterin hat aus Versehen die Seifenblasen des Kindes kaputtgemacht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.