Liebe Freunde des Fußballs, liebe Feinde der UEFA

Die Europameisterschaft war toll. Alle waren gut gelaunt, die Deutschen und die Türken vertrugen sich, es gab schöne Tore. Kurz: eine tolle Sache. Wenn nur nicht die UEFA dabei wäre…

Die UEFA, das sind die Veranstalter. Irgendwann mal von begeisterten Amateursport-Funktionären gegründet und mittlerweile auch eher eine Gelddruckmaschine a la Olympia. Alle 4 Jahre bricht die UEFA, eine der undemokratischsten Gesellschaftsformen überhaupt in mehr oder weniger zivilisierte Länder ein und bestimmt mittels einer Besatzungstruppe über das Wohlergehen Europas. Da werden gerne sämtliche Verbraucher-, Grund- und sonstige Rechte außer Kraft gesetzt. Einschließlich des Rechts, keine Plörre trinken zu müssen. Es bezahlen ja mittlerweile Firmen zig Millionen dafür, dass nur ihr gepanschtes Bier im Bereich des Stadions ausgeschenkt werden darf. Auch wenn es nicht schmeckt. Warum der gewöhnliche Fan dann nicht einfach zum Anti-Alkoholiker wird, bleibt aber ebenso ein Rätsel wie die Schwankungen im Spiel der deutschen Mannschaft.

Zunächst mal etwas positives: die UEFA ist nicht schuld an Günter Netzer und Gerhard Delling. Die bezahlen wir mit den GEZ-Gebühren. Nein, dass gilt nicht als Grund, die Gebühr zurückzufordern. Für alle, die sie nicht kennen: die sehen beinahe so aus und benehmen sich beinahe wie Walldorf und Stettler, die Opas aus der Muppet-Show. Leider aber auch nur beinahe, und vor allen Dingen: nicht lustig. Der einzige Gag der beiden ist, dass Netzer sämtliche Aussagen seines Nebenmanns als Quatsch abtut und widerspricht. Selbst wenn der Delling sagen würde: „ich habe gerade gefurzt“, würde Netzer das noch mit den Worten „Das war kein Furz, sondern eine Offenbarung ihrer Unfähigkeit“ beantworten. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Delling dem Netzer immer ähnlicher sieht? Es muss doch was wahres dran sein: Herren und Hunde ähneln sich immer mehr.

Die UEFA ist auch nicht an den Leistungen der Österreicher, Schweizer und hin und wieder der Deutschen schuld. Ansonsten kann man ihr aber sämtliche Schuld in die nicht vorhandenen Schuhe schieben. Beispiele gefällig?

Da turnen diverse Trainer 90 Minuten lang – bei Bedarf sogar 120 Minuten lang – am Spielfeldrand rum. Allen voran der türkische Trainer Terim, ein legitimer Nachfahre von Rumpelstilzchen. Dagegen ist im Prinzip nicht zu sagen. Die tun nichts, die toben nur. Die wollen nur spielen. Oder besser: dass ihre Mannschaft vernünftig spielt. Es kann sogar positiv aufgefasst werden: die Zahl der Herzinfarkte ist wahrscheinlich geringer, wenn man die Wut auch mal rauslassen darf, und die Fans haben trotzdem was zu gucken, wenn die Mannschaften sich wieder auf Rasenhalma verlegen. Das ganze ist aber nicht erlaubt. Und wie um ein Exempel zu statuieren mussten dann auch zwei Trainer auf die Tribüne. Statt aber die Leute zu nehmen, die in der Statistik „gelaufene Kilometer pro Spiel“ einigen ihrer Spieler meilenweit voraus sind, wird der nette Herr Löw und der nette Herr Hickersberger rausgeschmissen. Zwei Leute, die keiner Fliege was zu leide tun können. Damit passt Herr Hickersberger übrigens hervorragend zu seiner Mannschaft.

Der Herr Löw wurde übrigens noch mal bestraft: er kam nämlich zur spät zu einer Pressekonferenz und durfte deswegen nur ganz kurz reden. Der Plan muss eingehalten werden, auch wenn Presse und Fans vielleicht nicht so glücklich darüber sein dürften. Mal abgesehen davon, dass man den informellen Gehalt von Pressekonferenzen häufig mit der Lupe suchen muss: das kann aber nach hinten losgehen. Als Trainer würde ich ab jetzt immer zu spät kommen, in der Hoffnung, weniger dumme Fragen anhören zu müssen.
Vielleicht hätte die UEFA lieber mal Zeit für die Schulung ihrer auf dem Platz anwesenden freiberuflichen Mitarbeiter verwenden sollen. Ein Schiedsrichter darf schon mal einen Fehler machen. Das ist ganz normal und dürfte jedem von uns passieren. Es sollte vielleicht nicht so dramatisch sein wie beim Elfmeter-würdigen Foul an Philip Lahm im Türkei-Spiel. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Schiedsrichter mittlerweile von solch offensichtlichen Sachen gelangweilt sind. „Ich entscheide nur interessantes.“ Deswegen unterbleibt dann in so einer Situation der Pfiff.

Auch interessant ist die Frage, warum die meisten Schiedsrichter-Assistenten unfähig sind, Abseitsstellungen zu erkennen. Vielleicht liegt das aber auch an der Abseitsregel, die in der Anfangszeit des Fußballs vielleicht Sinn gemacht hat, heutzutage aber immer mehr zu der Möglichkeit für die Unparteiischen wird, auch mal das Spiel entscheidend zu beeinflussen. Und liebe Fußballfreunde: Besserung ist da nicht in Sicht. Im Regel-Board sitzen leider zu viele Briten, die die Abseitsregel als einzigen Beitrag der Briten zur Weltgeschichte im 20. Jahrhundert betrachten. Wahrscheinlich haben sie sogar Recht.

Ich bin ja immer noch der Meinung, dass nur Hennes Weißweiler was von Abseits versteht. Er sagte mal über Günter Netzer: „Abseits ist, wenn das lange Arschloch zu spät abspielt.“ Hat die FIFA dann doch nicht in die Regeln aufgenommen. Schade.

Beim Halbfinale unserer Deutschen Mannschaft gegen unsere Türkische Mannschaft zeigte sich dann aber die Allmacht und Allohnmacht der UEFA. Nur weil alle unbedingt die UEFA-eigenen Bilder zeigen mussten – wo dann bengalische Feuer und ähnlich schändliches Fan-Machwerk rausgeschnitten werden – zeigten alle gar nichts. Wobei glücklicherweise nicht alle alle waren, die Schweizer durften eigene Leitung legen. Davon profitierten auch wir Deutschen. Nachdem wir einige Minuten lang das Konterfei von Bela Rethy genießen konnten – ein Mann, der genauso langweilig aussieht wie er kommentiert – kamen wir dank des Schweizer Fernsehens noch rechtzeitig, um das 2. Tor der Deutschen zu sehen. Problem bei Schweizern ist nur: die Leitung ist lang. Da deswegen Ton und Bild asynchron verliefen, wurden wir 2 Sekunden vorher von Bela Rethy unbeabsichtigt darauf hingewiesen, dass ein Tor fallen wird. Wahrscheinlich wird das bei ARD und ZDF demnächst generell eingeführt: die Zuschauer werden vorher gewarnt, damit sie sich nicht zu sehr erschrecken durch das Tor und vielleicht noch aufwachen. Hilft auch beim Tatort. „Harry, da liegt gleich eine Leiche.“ Pardon, das war ja gar nicht Tatort…

Mein Erschrecken konnte allerdings nicht abgewendet werden. Kaum war das Bild wieder da, sah ich sie: die Kanzlerin. Ganze 10 Sekunden lang war sie im Bild. Sie versuchte zu klatschen. Ich weiß: als Erwachsener versucht man nicht. Da klatscht man einfach. Sie versuchte es. Ganz ehrlich: wenn ich Frau Merkel sehen will, gucke ich Tagesschau. Oder Phoenix. Oder meinetwegen bei RTL „Die 10 größten Pannen der Evolutionsgeschichte“. Aber doch nicht Fußball.

Die Franzosen waren da glücklicher dran: sie zeigten zu dem Zeitpunkt Bilder von Pinguinen.

Wie schon weiland Sepp Herberger sagte: „Nach dem Spiel ist vor die Kamera.“ Oder so ähnlich. Wenn sich jeder Spieler – je nach Ergebnis heulend oder jubelnd – nur nach seiner Kabine sehnt, wartet in der sogenannten Mixed Zone das Rudel der Reporter. Mal abgesehen davon, dass den meisten Spielern jegliche Begabung fehlt, wie man vor der Kamera agiert – was sie natürlich mit den Reportern gemein haben – den meisten Spielern fehlt nach dem Spiel auch die Luft, um das Gehirn in irgendeiner Art und Weise mit Sauerstoff zu versorgen.

Nach dem Halbfinale kam übrigens die von mir erwähnte Frau Merkel in die Mixed Zone, und sie litt unter dem gleichen Problem wie die Spieler: „Ich habe die Luft angehalten während des Spiels.“ Das erklärt natürlich jegliche Ausfälle. Hoffe, das wirkt sich nicht auf die Politik aus. Aber vielleicht kann sie ja bis zum nächsten Gesetz wieder Luft holen.

Ich kann die Bundeskanzlerin ja verstehen. Die Deutsche Nationalmannschaft ist doch ein herausragendes Beispiel für Integration, da strebt man als Politiker gerne hin. Wer hat denn unsere Tore geschossen? Hauptsächlich 2 Polen und ein Bayer – das ist doch gelebte Integration. Vor allen Lukas Podolski haben wir ins Herz geschlossen. Der erste, der so schnell redet wie Dieter Thomas Heck und mit dem gleichen fehlenden Inhalt. Solange er das Runde aber ins Eckige schiebt, soll es uns egal sein.

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