2009 ist vorbei

Was war das für ein Jahr. Überall nur Change. Nur Raider heißt noch immer Twix.
Bush heißt jetzt Obama. Obama, der Meister des Wandels. Are you ready for a change? Die ganzen Wechsel haben ja die Chinesen.

Obama hält was er verspricht. Zuerst als Friedensnobelpreistaube ausgezeichnet, dann als Kriegsminister in Oslo vor versammelten Friedensliebhabern den Krieg verteidigt. Wenn er nicht so erfolgreich wäre, würde man ihn für Westerwelle halten. Obwohl der ja auch gewandelt wurde: vom politischen Klassenclown in die Regierungsarbeit. Wunderbar.

Obama: im Januar noch der Messias, spätestens am Ende des Jahres wehte ihm der eisige Wind der Realität entgegen. Tausende von Amerikanern sind auf die Straße gegangen, weil sie es für Kommunismus halten, wenn alle Kranken zum Arzt gehen dürfen. Die fürchten sich vor DDR-Verhältnissen. Das kann ich verstehen. DDR-Verhältnisse – die Amerikaner wären dann im Vergleich zu jetzt quasi schuldenfrei.

Und am Jahresende dann noch einen großartigen Auftritt bei der Weltklimakonferenz, die dann spontan mal scheiterte. Tausende von Politikern treffen sich im hohen Norden, um – nichts zu machen. Aber auch gar nichts. Das aber 2 Wochen lang. Am Ende der Veranstaltung kommt dann der oberste Botschafter des Naturschutzes. Sein Motto: wir tun da was. Ach nee, dass war ja damals Schröder. Das Motto von Obama: Change. Wahrscheinlich muss sich einfach die Natur ändern, wir Menschen schaffen das nicht. Obwohl Obama so ein Naturfan ist. Er ist sogar für GreenIT. Wahrscheinlich demnächst auch für den Greenwar. Lasst uns Afghanistan und Irak bombadieren, aber nur biologisch abbaubar. Die Bomben zersetzen sich selbst oder die Reste lassen sich wenigstens von den zerbombten Einheimischen als Teflonpfannen benutzen.

Der Amerikaner an sich hat seit 1945 eine Psychose. Man geht in ein Land, befreit es, schickt Hilfsgüter und alle sind glücklich. Das versuchen die immer wieder. Es klappt nur nicht mehr.

Eigentlich schade. Es sind so viele Leute für den Naturschutz. Schon alleine durch deren Flugabgase kann man ein bis zwei Naturen vernichten. Beispiele: Frau Merkel war im August mal auf Grönland, Andre Rieu plant ein Konzert am Nordpol. Wenn beide wenigstens dabei bleiben würden, könnte man gewisse Umweltschäden begrenzen. Zumindest wenn man jegliche Übertragung unterbinden würde.

Und was hat sich sonst noch so verändert:
Steinmeier heißt jetzt Westerwelle.
Spielsüchtiger heißt jetzt Investmentbanker, Tiger Woods bei seinen Freunden nur noch Schniddelwutz, Realsatire nennt man BWL, und Trickbetrug einfach Wahlversprechen

Apropos Wahlversprechen: die FDP schafft neue Hürden der politischen Idiotie durch die Besetzung der Ministerposten. Der Entwicklungsminister Niebel will vor der Wahl noch die ganze Entwicklungshilfe abschaffen. Oder gleich die Entwicklung. Wahrscheinlich urparteiliche Ängste. Die FDP entwickelt sich schon seit Jahren politisch nicht mehr, nur noch das Marketing wurde geändert.

Aber Niebel hat recht: wir müssen die Entwicklungshilfe überdenken. Sie sollte wieder dorthin gehen, wo man in medizinischer, humanitärer und demokratischer Hinsicht unterentwickelt ist und hohe Schulden hat. Nein, es geht nicht um Bayern, die haben gar nicht so viele Schulden, und die SPD ist immerhin in medizinischer Hinsicht noch gut abgesichert. Es bleibt also als Entwicklungshilfenehmer die USA.

Das Abschaffen ist übrigens systemisch: der Wirtschaftsminister will die Solarenergie-Förderung abschaffen. Er hat Angst, als warmes Brüderle benannt zu werden.

Die ersten Erfolge der FDP stellen sich ein: Arbeit muss sich wieder lohnen. Für die Chefs. Die Arbeit lohnte sich ja nicht mehr, die meisten Chefs konnten sich schon keine Zweitjacht mehr halten.

Was gab es sonst noch?
Im Saarland wurde auch gewählt, und dann wurde munter vor sich hin verhandelt: rot-rot-grün oder schwarz-gelb-grün: das ist nicht Koalition, das ist Farbkasten. Seit den Koalitionsgesprächen hört man nichts mehr aus dem Saarland, das ist aber Standard. Erst kurz vor der nächsten Wahl werden wir aus der Zeitung erfahren, dass es das Saarland doch noch gibt.

Ansonsten: alles Panik.
Die Schweinegrippe guckte vorbei. Ganz gefährliche Sache. Aber im Vergleich zu Vogelgrippe und SARS konnte man wenigstens einen kommerziellen Erfolg bei der Impfung erzielen. So ein bisschen hatte man  ja das Gefühl, die Pharmaindustrie steckt hinter der Schweinegrippe-Panikmache. So eine Art Konjunkturspritze.

Immerhin gab es einen lustigen Versprecher im Radio, da sagte der Nachrichtensprecher Schweineimpfung statt Schweinegrippenimpfung. Zuerst wurden ja die Politiker geimpft.

Die Finanzkrise: man muss darüber nicht mehr reden. Spätestens in 2 Jahren wird sowieso eine neue geliefert.

Dann war die Panik um den Arbeitsplatz da, und das zurecht. Um die Millionen der Shareholder zu sichern wurden mal wieder Massen entlassen. Selbst Schalke entließ zur Konsolidierung einen Hausmeister. Wegen 137 Millionen Schulden. Ja, das bringt es. Alleine mit dem Gehalt für Kuranyi kann man Hunderte von Hausmeistern beschäftigen.

Für mich war die Meldung des Jahres die eines Amerikaners, der seinen Job verlor. Auf seinem Rechner war unbemerkt von ihm eine Software, die pro Minute 20 Pornobilder runterlud. Er hatte 250000 Euro Gerichtskosten bis er seine Unschuld erweisen konnte. Tja, Amerika… aber in Deutschland wäre man den Job auch los, man nennt das Verdachtskündigung. Und wen es raus käme, wäre man als vermeintlicher Perversling wahrscheinlich auch Verwandte und Freunde los. Klingt alles sehr merkwürdig. Wer macht so was? Wir müssen uns vor Augen halten: Es gibt genug Leute, die krank im Gehirn sind. Nicht alle können im Geheimdienst oder auf der Regierungsbank beschäftigt werden, da gibt es noch zu viele, die Zeit haben.

Ich weiß gar nicht, warum Leute Angst um den Arbeitsplatz haben oder warum Hartz 4-Empfänger jammern. Seit Frau Schickedanz weiß ich: Mit 600 Euro kann man scheinbar gut leben – in einer Villa… Vielleicht könnten wir den Hartz 4-Satz auf 600 Euro hochstellen, dann dürften alle überglücklich sein. Wofür brauchen Hartz-4 Empfänger soviel Geld? Für Zigaretten? Nach der Wahl glaube ich übrigens: Wenn ein Hartz 4 Empfänger SPD, FDP oder CDU wählt, dann hat er den jetzigen Satz auch verdient.

Und dann war da natürlich der Terror. Obwohl es auch da einen Change gab: der Schäuble-Trojaner wurde unbemerkt von allen gestoppt. Schäuble merkte, dass er noch nicht mal zum Lesen seiner eigenen Mails kommt. Kurz vorher hatte der neue Innenminister de Misere gewarnt: immer mehr Unbefugte haben Zugriff auf IHREN Rechner. Wir fragten uns schon: was macht der Schäuble auf den ganzen Rechnern?

Überhaupt Datenschutz: das ist der Schutz von Daten vor ihren eigentlichen Eigentümern. Fälle wie der von Amazon gesperrte Möchtegern-Computerkäufer gibt es zuhauf. Kurzablauf:
Mann will Computer kaufen. Amazon sagt: geht nicht Rechnung nicht bezahlt. Mann: welche? Amazon: Dürfen wir nicht sagen, ist nicht unter ihrem Namen, Datenschutz. Mann: ja, aber warum sollte eine Rechnung bezahlen, die nicht unter meinem Namen läuft? Es stellte sich übrigens raus, dass es der Ex-Sohn der Tochter war, der nicht bezahlt hatte. Und jetzt bitte keine Angst davor haben, wer alles welche Daten von Ihnen haben könnte…

Im neuen Saturn-mp3-Shop gab es übrigens eine Sicherheitslücke. Man konnte aus Versehen über anderer Leute Daten einkaufen. Saturn wiegelt ab: die Sicherheitslücke ist geschlossen, und es sei glücklicherweise keine Volksmusik ausgetreten.

Bei Terrorabwehr frage ich mich immer: wie viele Leute sterben hierzulande bei Anschlägen – und wie viele werden durch Ärztepfusch oder Autos getötet? Wäre es nicht sinnvoller, alle Ärzte und Autobauer zu verhaften?

Angst auch vor den bösen Islamisten. Vor allen in der Schweiz. Da wurden dann die Minarette verboten. Weil man dann nicht mehr die Berge sehen kann. Ich kann das aber verstehen: mich nerven die auch. Das sind doch diese Dinger mit dem goldenen M, oder?

In Europa gibt es auch Angst vor den bösen Christen. Das Kreuz darf nicht mehr überall hingehängt werden, weil es ein Zeichen das Glaubens ist. Ein Aufschrei der Empörung. Emilia Müller, die Bayrische Europaministerin dazu: das Kreuz steht für die Nächstenliebe und die gemeinsamen europäischen Werte . Ich dachte immer es hätte was mit Christentum zu tun. Aber das ist die Art und Weise, wie die CSU ihr Christentum praktiziert: Nächstenliebe – wenn Du das richtige Parteibuch hast.

Singhammer, auch so einer von der CSU: Kreuzzeichen sind ein sichtbares Symbol einer klaren Werteorientierung, nämlich „Schutz der Würde aller Menschen, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts oder welchen religiösen Bekenntnisses“. Klar: ich habe auch schon viele Juden gesehen, die sich durchs Kreuz jahrhundertelang in ihrer Würde geschützt gefühlt haben.

Bei bayrischen Politikern hat man häufig das Gefühl, sie würden auf den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club hören. Der ADFC gab bekannt: es ist nicht erwiesen, dass Fahrradhelme helfen, im Gegentum: man fährt auch rücksichtsvoller ohne Helm. Ist klar. Leute mit Helm mutieren sofort zum Verkehrsrowdy, sie sind ja geschützt. Genauso wie nur Leute mit Kondom wild in der Gegend rumvögeln.
Ich habe nur noch gewartet, dass das der Ärztebund sich an der Diskussion beteiligt. Tenor: niemals mit Helm fahren. In Deutschland haben wir schließlich die beste Ausbildung von Gehirnchirurgen. Wenn da jetzt die ganzen kopfgeschädigten Unfallopfer ausbleiben – oder wahlweise in die Politik gehen – , da hat man ja umsonst gelernt.

Hierzulande kommt bei Change immer eine Lobby, die den Change verhindern will, weil er den eigenen Bereich betrifft. Aber Veränderung fordern eigentlich alle.

Und dann war noch alles Enke: Sterbehelfer sind hierzulande nicht erwünscht, dass ist verboten. Hierzulande nennt Sterbehelfer Lokführer.

Vor Jahren kam mal ein merkwürdiger Ex-Senator aus Hamburg auf die Idee, eine Tötungsmaschine für Selbstmörder zu vermarkten. Er durfte nicht. Weil Sterbehilfe hier verboten ist. Vielleicht hat aber auch der Quasi-Monopolist für Selbstmordhilfe, die Bahn, Einspruch erhoben.

Ich finde es interessant, dass wir in christlicher Nächstenliebe denen, die nicht mehr leben wollen, die Hilfe beim Tod verweigern und stattdessen der gesellschaftliche Konsens ist:
er kann ja die Bahn nehmen. Ob die Lokführer jetzt darunter leiden, dass sie keine Sterbehilfe-Ausbildung haben – das interessiert keinen.

Der oberste Sterbehelfer wurde übrigens gebührend verabschiedet. Herr Pofalla bedauerte im Fernsehen den Abschied von Helmut Mehdorn. Der Harald hatte in seinem Bahn-Konzern Schäuble gespielt und wurde dafür abgestraft.

Um zum Ende zu kommen: Was würde ich mir zum Jahresende noch so wünschen? Wäre schön, wenn endlich mal die Wahlwerbeplakate abgehängt werden würden. Die hängen bei uns im Städtchen immer noch. Jetzt in der Vorweihnachtszeit hat jemand dem Guido ein rotes Mützchen und einen weißen Bart gemalt. Nicht das demnächst einer sagt: den Guido, den gibt es gar nicht, den haben doch die Erwachsenen erfunden.

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