Pipifax maximus

Ich bin wieder ein bisschen spät, ich habe ihn verpasst. Er war da, der Pipifax Maximus, unsere Lichtgestalt in den Abgründen des Vatikans. Und er durfte im Bundestag sprechen. Es ist ein bisschen kleinlich zu fragen: warum?

Als Staatsoberhaupt des Vatikan? Morgen kommen dann Marcus Stephen aus Nauru, Fürst Albert von Monaco und die Capitani Reggenti aus San Marino.

Als guter deutscher Bürger? Dann würde ich da gerne mal andere Geistergrößen wie Alice Schwarzer oder Dieter Bohlen sehen. Oder Verona Pooth früher Feldbusch. Da lädt man dann gleich einen Vertreter aus Griechenland ein, und ihr Mann kann dann mit diesem diskutieren, was man alles mit Geld nicht machen darf.

Als kirchlicher Vertreter? Durfte der Dalai Lama auch nicht.

Man muss aber nicht gleich beleidigend werden wie Andrea Nales: „Wir haben auch George W. Bush und Wladimir Putin im Bundestag angehört.“ Fehlt nur noch die Ergänzung: „Und morgen holen uns einen Napoleon aus der Irrenanstalt. Oder Silvio Berlusconi.“

Wir werfen der Türkei vor, islamisch zu sein, und dann darf ein Vertreter einer der grössten Anti-Demokratie-Bewegungen der Welt vorbeikommen. Nicht nur das: wenn dann Abgeordnete nicht dem Papst zuhören und huldigen wollen, ist das ein Affront. Sie werden von anderen Politikern beschimpft. Der bayrische Innenminister sprach von einem geistigen und politischen Armutszeugnis. Ob Pofalla wieder mal jemanden beschimpft hat, ist mir unbekannt. Ein Vatikanvertreter: „wenn Plätze freibleiben, verstärkt das das Bild des hässlichen Deutschen“. Da kann ich beruhigen: nein, eben nicht. Die sitzen da ja nicht. Wenn die Kamera allerdings auf Ratzinger schwenkt…

Ich bin übrigens froh, dass Ratzinger von Missbrauchsvorwürfen bisher verschont blieb. Ich könnte die ganzen Ratzefummel-Witze nicht ertragen.

Ansonsten finde ich es richtig schlimm, dass die Abgeordneten kritisiert und angegriffen werden, die sich die Rede nicht anhörten. Bei irgendwelchen politischen Prozessen, für die wir sie gewählt haben, sitzen vielleicht 20 Abgeordnete im Bundestag, bei der Rede des Papstes müssen alle hin.

Dabei enthielt die ungefähr so viel neuen Inhalt, wie man in den letzten Jahrhunderten von der katholischen Kirche auch zu erwarten gelernt hatte.

Während der Papst das Licht in den Reichstag brachte, haben Forscher herausgefunden, dass es doch schnelleres als Licht gibt. Das ist so unglaublich, die glauben selbst nicht dran.

Für mich ist das ein Gottesbeweis. Gott gibt es wirklich. Und der sitzt oben und denkt sich: jetzt glauben die, die hätten was rausgefunden, jetzt wollen wir mal… und schon verhält sich die Natur wieder ganz anders. Vielleicht war die Erde wirklich bis Kopernikus eine Scheibe.
Und dieser Gott ist weitaus sympathischer als der, auf den der Ratzinger glaubt sämtliche Rechte zu haben. Es fehlt ja nur noch der Hinweis „Gott – Copyright by katholische Kirche“. Der Ratzinger hat allen Ernstes behauptet: Jesus hat nur eine Kirche gegründet, und das war die römisch-katholische. Ich habe in der Bibel noch mal nachgelesen. Da steht nichts drin wie „Zwischen Pinkeln und Kreuz gründete er noch die katholische Kirche.“ Die ja auch was mit Ablassen zu tun hatte. Jesus wusste noch nicht mal, dass die Nachfolger seiner Anhänger aus steuerlichen Gründen sich in Rom niederlassen würden.

In Berlin und in Frankfurt wird derweil um ein Nachtflugverbot an den neuen bzw. erweiterten Flughäfen gekämpft, das soll auch für Päpste gelten. Stellvertretend der Chef des Berliner Flughafens, Rainer Schwarz: „Es wäre schwer vermittelbar, dass wir für mehrere Milliarden Euro einen neuen Flughafen bauen und dieser nachts dicht macht.“
Nö. Mir kann man das leicht vermitteln. Wir haben auch für mehrere Milliarden in den letzten Jahrzehnten Kindergärten gebaut, die haben schon ab 17 Uhr zu. Die Nachbarn danken.

Obwohl es doof wäre. Die ganzen Ärzte und Psychologen hätten weniger zu tun, wenn es weniger Lärmopfer gebe.

Ein andere Wortmeldung lautete: „Eine Gesellschaft wie die deutsche kommt nicht ohne Lärm aus.“ Na gut, wenn es Kinderlärm ist, kann ich damit leben.

Ich hätte auch sehr viel mehr Verständnis, wenn man da eine Regel aufstellen könnte: Flughafenchefs müssen direkt neben ihrem Flughafen wohnen. Vielleicht könnten wir uns dann doch auf Nachtflugverbote einigen.

Es gibt auch dringende Fälle von Fluglärm. Die Flugbereitschaft hat Frau Schavan – für alle Ungebildeten: das ist die Bildungsministerin – zum Papst geflogen, die wollte nicht seine Rede abwarten. Ob sie die Absolution für ihre Bildungsuntaten bekommen hat, ist ungewiss. Ob sie nicht vielleicht einen Linienflug hätte nehmen können – da hätte sie ja mit dem Pöbel zusammenfliegen müssen, denn sie in ihren Bildungseinrichtungen erzeugt. Was würde die FDP eigentlich sagen, wenn Herr Ströbele dann mit der Flugbereitschaft zum Dalai Lama fliegt? Mit Religionen ist es wie mit Drogen: man muss nur traditionell sein wie Alkohol und katholische Kirche, dann ist das kein Problem.

Vielleicht hat man den Flughafen aber für den Dalai Lama gebaut. Der hat mittlerweile mehr Bonusmeilen gesammelt, als er bis zum Rest seines Lebens – oder dem gesamten Leben seiner nächsten Inkarnation – verfliegen kann.

Wahrscheinlich gibt es bald einen religiösen Wettstreit: Papst gegen Dalai Lama – in 80 Tagen um die Welt. Wer die meisten Länder schafft, gewinnt Griechenland.

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