Gesammeltes September 2021

Es gibt Leute, die ersetzen am Computer die Alt-Taste durch eine Kölsch-Taste und wundern sich dann, dass sie mehrfach drücken müssen, um den gleichen Effekt wie vorher zu erreichen.

Fühle mich gerade so, als würde die letzte Ausgabe von Wetten Dass… laufen. Gottschalk: „Unser Kandidat glaubt, dass er die Worte Merz, Zukunft und Team in einen Zusammenhang bringen kann. Topp, die Wette gilt. Und Laschet liefert und stellt sein Zukunftsteam vor.
Nächste Wette: „Wetten, dass sie es nicht schaffen, die CDU unter 10% zu bringen.“
Die Wette läuft noch…
Spannend auch: Bild TV. Eine der merkwürdigsten Dinge, die über den Sender laufen. Behauptung: Briefwahl ist schlecht. Warum? „Weil, wenn jetzt noch ein Skandal bei den Grünen auftaucht, dann haben die Leute schon gewählt. Was macht man denn dann? Zurückziehen kann man die Stimmen ja nicht.“
Das klingt erstmal gut. Die Grünen wieder. Erschleichen sich mit Briefwahl die nötigen Stimmen.
Wenn man jetzt aber einfach mal auf die Zahlen von 2017 guckt (https://www.bundeswahlleiter.de/…/btw17_ergebnisse…), dann sieht man: es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass die Grünen von der Briefwahl stark profitieren würden. Es stimmt zwar, dass die Grünen bei den Briefwählern besser abschneiden als bei den Urnenwählern, aber erstens ist das marginal (gesamt 0,2% mehr, als wenn nur Urnenwähler zählen würden) und zweitens geringer als bei der CDU (die haben 0,5% mehr). Gewinner ist übrigens die CSU – ohne die Briefwähler hätten sie 1,0% weniger (bundesweit gerechnet).
Wenn wir den ganzen links-grünen Sektor sehen (also Linke und SPD dazunehmen), dann sieht man sogar Verluste (beide Parteien hätten ohne Briefwähler jeweils 0,5% mehr).
Zweitens klingt das auch gut, weil das Wort Skandal mit Grünen zusammenfällt. Dabei kann man einfach mal gucken, wie viele Skandale in den letzten 4 Jahren bei den Grünen zusammenkamen und wie viele bei der €du/€su. Ich würde jetzt sehr stark damit rechnen, dass der nächste Skandal auch wieder bei letzteren auftaucht – man hat ja von Scheuer quasi Monate lang nichts mehr gehört.
Was mich echt nervt, ist dieses permanente Behauptung-ohne-jegliche-Grundlage-Gehabe von sogenannter konservativer Seite – egal, ob es €du/€su, afd, BILD-Zeitung etc. ist. Vor allem, wenn es Fakten dagegen gibt, die leicht zu prüfen sind. Es geht mir so auf den Senkel. Und es auch nichts mit konservativ zu tun, es ist einfach nur mies.

Wenn die FDP von „Selbstverantwortung“ oder „verantwortungsvoll“ spricht, habe ich häufig das Gefühl, sie wollen eigentlich „es interessiert mich nicht“ sagen…

Die CDU: Armin Laschet wurde von vermeintlichen Kinderreportern reingelegt! So redet kein Kind!
Okay, ob jetzt tatsächlich die Kinder selbst die Fragen formuliert haben oder nicht – darüber kann man streiten. Ich traue es Kindern zu.
Es gibt aber einen Gesichtspunkt, den ich interessant dabei finde: die Aussage der CDU führt ja in die Richtung “erwachsenen Reportern hätte Laschet nicht die gleichen Antworten gegeben”. Dann müsste man davon ausgehen, dass Laschet die Antworten nur so gegeben hat, weil er glaubte, mit Kindern zu sprechen. Und die gegebenen Antworten sind adäquate Antworten für elfjährige?
Und das führt dann zu der nächsten Sache: ich möchte nicht, dass jemand so großonkelhaft mit Kindern spricht, als wären es Schwachsinnige. Das ist voll gruselig. Das hat man vielleicht vor 50 Jahren so gemacht…
Aber noch was Witziges. Oder Trauriges. Habe einen Artikel über Laschets misslungenes Kinder-Interview in der Welt gelesen. Ganz viele „Scheiß Öffentlich-rechtlicher Rundfunk“-Kommentare darunter. Im Artikel steht etwas über den ausstrahlenden Sender – der soll Pro7 heißen… Mittlerweile macht mir Angst, dass mir das keine Angst mehr macht…

Lustig: da hatte doch BILD TV die Idee aufgebracht “Briefwahl ist blöd. Was ist denn, wenn jetzt auf einmal ein Korruptionsskandal bei den Grünen kommt? Müssen wir dann die Briefwahlstimmen für diese vernichten?” Heute dann bei spiegel.de ein Bericht über einem CDU-Politiker namens Andreas Mattfeldt, der einem befreundeten Adligen Fördermittel zugeschustert hat. Läuft unter “Interessenkonflikt”, nicht Korruption – für eine richtige Korruptionseinstufung nach CDU-Skala reichte es nicht. Frage mich, wie jetzt die BILD-Zeitung die Briefwahlstimmen der CDU vernichten möchte…
Bei uns im Dorf darf jede Partei nur 1 Plakat pro Plakatwand aufhängen. Haben auch alle geschafft. Nur die AfD nicht… kann ich aber verstehen. Da stand wirklich “1 DIN A1-Plakat”. Arabische Ziffern – da muss man jetzt auch nicht damit rechnen, dass die AfD das hinkriegt. Lustigerweise hängt auf einigen Wänden was von der AfD zum Thema Gendern. Wäre es nicht erstmal sinnvoll, sich bei den eigenen Leuten um Textverständnis zu bemühen, bevor man sich mit anspruchsvollen Themen wie Gendern beschäftigt? Und wenn Gendern verboten wird – darf die Tagesschau auch nicht mehr “Damen und Herren” sagen? Werden die Tagesschau-Sendungen der letzten 50 Jahre für ungültig erklärt?
Was mir nicht nur bei Wahlplakaten auffällt: gerade die AfD hat echte Probleme mit dem Einhalten von Regeln, fordert aber, möchte aber gerne vieles regeln und dann auch strikt die Einhaltung dieser Regeln überwachen. Die AfD – die Espresso-Version der CDU …

Dauerkorrupte Grand Old Party schießt mit Hilfe rechter Medien und diverser Lügen auf den Konkurrenzkandidaten, ohne inhaltlich was bieten zu können.Republikaner 2016/2020 oder CDU/CSU 2021?

Tino Chrupalla meint zu einem “Kinderreporter”: wir würden dafür sorgen, dass ihr mehr Gedichte lernen müsstet. Kinderreporter weisen drauf hin, dass sie schon welche lernen müssen und fragen ihn nach seinem Lieblingsgedicht. Ihm fällt keins ein. Dann nach dem Lieblingsdichter. Immerhin: Heinrich Heine.
Tage später Chrupalla bei Maischberger: ihm fällt immerhin der Anfang eines Gedichts von Heine ein. “Denk ich an Deutschland in der Nacht / Dann bin ich um den Schlaf gebracht.” Präsentiert mit einem “Na also, selbst Heine hat schon so gefühlt.” Weiter reichte es aber auch auf Nachfrage nicht.
Ich finde es nicht schlimm, wenn jemand im Fernsehen kein Gedicht aufsagen kann. (Ich hätte es hingekriegt, aber mein Lieblingsdichter wäre Heinz Erhardt und das Gedicht eines aus der “Ritter Fips”-Reihe – ich glaube, das zählt nicht.) Aber schlimm finde ich, wenn jemand populistische Forderungen stellt und es ist überhaupt nichts dahinter. Wenn Chrupalla Gedicht in der Schule wirklich wichtig wären, dann wäre er informiert darüber, ob Kinder Gedichte in der Schule lernen. Wenn Gedichte lernen ihm wichtig wäre, dann hätte er selbst welche gelernt – wenn das in der Schule versäumt worden wäre, dann hätte er privat bis dato genug Zeit gehabt. Wenn ihm Werte wichtig wären, dann hätte er einfach zugegeben: nein, ich kann das nicht.
Und Tino: Heinrich Heine. Jude. Sozialist. Korrespondierte mit Marx. Gibt es doch Hoffnung für die AfD?

Mal ein paar Werbeslogans der Parteien
„Nie gab es mehr zu tun!“ (FDP) Die scheinen das mit dem Klimawandel doch begriffen zu haben. Denn sie glauben, dass es mehr zu tun gibt als beispielsweise nach dem Weltkrieg, wo vieles in Schutt und Asche lag. Was tun wir denn jetzt? Ah, wir warten auf technische Neuerungen, die das lösen.
„Unser Land! Unsere Regeln“ (AfD) Fehlt nur: „Haltet euch dran. Wir tun es nämlich nicht.“ Immer wieder bewiesen. Mir zuletzt durch das Nichteinhalten der Plakatierregeln in Mörfelden.
„Wir wollen möglichst wenig Regeln.“ (immer wieder Laschet, vor allem vor Mittelständlern)
Man muss leider differenzierter gucken: Laschet möchte möglichst wenig Regeln für die Wirtschaft.
Strikte Regeln wären okay, wenn es um folgendes geht:
Welches Geschlecht zwei Ehepartner haben (Achtung: je mehr gleichgeschlechtliche Ehen, desto mehr Scheidungen! Grabt hier den Anwälten nicht das Wasser ab!)
Dass nicht gegendert werden darf (Je mehr gendern, desto länger werden Bücher, Papier etc. Das ist auch Industrie!)
Wo Windräder hingestellt werden dürfen (nanu? Keine Wirtschaft?)
„Kein Wohlstand ohne Mittelstand“ (AfD) Stimmt. Und was bedeutet das? Hallo, wir stehen für eine Erkenntnis, die keinem neu ist?
„Leistung muss sich wieder lohnen.“ (FDP, immer wieder) Auch FDP: 8 Jahre Parteichef Christian Lindner. Gut vorgelebt.

In Großbritanien gibt es mancherorts etwas Mangel in den Supermärkten. Darüber berichten auch deutsche Medien. In den Kommentaren findet man dann häufiger „Nee, ich lebe in England und hier fehlt nix.“ oder „Nee, ich habe Freunde ihn England und hier fehlt nix.“ Dann gepaart mit der Aussage, dass die EU nur versucht Großbritanien schlecht aussehen zu lassen und dafür die ihre „Systemmedien“ mißbrauchen.
Ich finde ganz lustig, dass die gängigen Zeitungen in England von Drecksblatt bis Qualitätszeitungen scheinbar zu den EU-Systemmedien gehören… (Und nein, ich les die nicht, aber die Berichte findet man einfach bei den Blättern, indem man mal ein bisschen googled…)

Nach „click and collect“ oder „click and meet“ ist “choose and loose“ ein Thema. Wählen Sie irgendwas von der CxU, und sie kriegen trotzdem einen Merz. Einen Mann, dessen wirtschaftliche Erfolge darin bestehen, dass er viel Geld bekommen hat, und dessen moralischer Kompass irgendwo bei einem Bauernhofaufenthalt in der Gülle versunken ist.
Merz und die CDU verdienen sich gegenseitig.
Beide versuchen mit dem Thema Wirtschaft zu punkten.
Beide können aber gar nicht nachweisen, dass sie in Punkto Wirtschaft erfolgreich sind.
Wirtschaft heisst für die CDU: Kungeln mit den großen alten Firmen.
Zukunftsbranchen?
Windräder standen doch vor 100 Jahren noch nicht hier. Solardächer sind hässlich. Digitalisierung kann meine Schreibmaschine nicht. Hybrid? Wir haben doch den Diesel. Lass uns lieber ne Bank und die Marge der Automobilbranche retten. Oder mal ein Kohlekraftwerk. Denn Datteln 4 nutzt Kohle nur von glücklichen Flötzen.

Tilman Kuban von der CDU hat vor einiger Zeit gesagt, dass Laschet nicht Kanzler werden darf. „Erst den Lebenslauf mit wenig eigener Leistung und viel heißer Luft produzieren, jetzt beim Buch abschreiben. So kann man kein Land führen!“ Obwohl man ihm zugutehalten kann: er meinte gar nicht Laschet. Und Laschets Buch ist natürlich nicht aktuell, das erschien schon vor mehr als 10 Jahren. Bei Laschet würde ich sowieso sagen: gucken sie mal, was er in NRW so fabriziert hat, so kann man kein Land führen.
Ich wundere mich ja, dass das im Wahlkampf überhaupt nochmal auf den Tisch kam. Der Laschet-Buch-Skandal ist ja schon Jahre her und war eigentlich schon vergessen. Darf man dann überhaupt noch von Skandal sprechen? Es gibt sogar Leute, die ihn verteidigen, weil er die Einnahmen aus dem Buch gespendet hat. Es war aber weitaus lustiger als bei Frau Baerbock: er hat das Buch nicht von freien Autoren schreiben lassen, sondern von seinen Ministerialsbeamten. Und als dann jemand sagte: „das geht so nicht, die sie nicht für ihr Privatvergnügen da, nur weil sie Minister sind“, da war er ganz überrascht. Und hat sofort reagiert: er hat die Einnahmen gespendet. Gut, das hat er dann in der Steuererklärung auch als Spende deklariert, um wieder Geld reinzuholen.
Zusammengefasst: Laschet hat mit Steuergeldern Geld gespendet. Und weil er dazu zu doof war, hat er das mit einem Buch verschleiert und dem Steuerzahler noch mehr Kosten verursacht.
Ich wundere mich eh, dass noch keiner gesagt hat: Laschet hat doch gar nicht abgeschrieben, das waren die Beamten schuld.
Wir könnten wirklich Laschet wählen – aus folgenden Gründen:
Er macht das mit dem Regieren schon seit Jahren – nicht wirklich gut, aber er hat Erfahrung. Mit gleichem Argument werden wir dann auch Andi Scheuer nie mehr los.
Laschet verspricht, die Grütze, die er in NRW verbockt, auf ganz Deutschland auszudehnen (think global, act provincial)
Aber ganz wichtig: Laschet hat Kinder auf politisch opportune Weise bekommen haben. Die Ehefrau trägt aus und kümmert sich dann drum. Das ist ein Erfolgsmodell. Da kann Baerbock doch nur einpacken.

Die FDP hat ein merkwürdiges Verhältnis zur Welt. Kubicki erzählt groß und lang davon, wie er selbst es nicht schaffte, sich an Corona-Regeln zu halten. Er hielt das für Selbstverantwortung. Anders gesagt: ob man sich an das deutsche Recht hält, ist Sache der Selbstverantwortung. Muss man nicht. Außer wenn die FDP das gerne möchte. Z.B. der Staat sollte sich an Gesetze halten. Und Lindner hat auch schon den starken Staat befürwortet…
Auf der anderen Seite ist die FDP ganz klar gegen Schuleschwänzen, vor allem in Zusammenhang mit Fridays for Future. Denn jeder Schultag ist ja wichtig.
Das ist lustig. Weil ja vor geraumer Zeit einiges an Schultagen ausgefallen ist und auch noch vor kurzem ganz gerne mal Schüler in Quarantäne geschickt wurden. Das war okay. Das diente ja dem großen Ganzen. Also der Unfähigkeit der Politik. Denn gibt es eine klare Aussage über die Wichtigkeit, die die FDP der Schule beimißt: die Tatsache, dass sie die Frau Gebauer in NRW zur zuständigen Ministerin machte.
Man könnte auch sagen: vielleicht liegt es in der Selbstverantwortung der Schüler, dass sie den Stoff nachholen, wenn sie mal morgens den Unterricht ausfallen lassen, um für ihre Zukunft zu kämpfen. Aber dann müsste man sich mit dem Thema Verantwortung auseinandersetzen, statt Selbstverantwortung mit „ich mach in dieser Welt, was mir gefällt“ zu verwechseln.

Wählen ab 16 ist laut Aussage einiger älterer Politiker keine gute Idee, da die Jugendlichen einfach noch nicht so weit sind.Die gleichen Politiker haben kein Problem damit, sich von älteren Leuten wählen zu lassen, die nach „er war so fesch angezogen“ entscheiden.

So, mal so ein kleines Szenario:
Laschet ist Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob er es weiß und nur noch das Unmögliche versucht, oder ob er es einfach nicht versteht. Er wird mit Aufsichtsratsposten und so bestimmt überleben, da mache ich mir keine Sorgen.
Ich vermute sehr stark, dass FDP und Grüne sich zusammenraufen und was auskungeln. So was in der Art von „wir retten das Klima, aber der FDP-nahe Zahnarzt darf dafür mehr abschreiben, wenn er darin investiert“. Ein paar Sachen wie Vermögenssteuer bleiben dabei auf der Strecke. Grüne kriegen Umweltministerium und Verkehr, FDP WIrtschaftsministerium und Außenministerium.
Danach gehen sie dann quasi als Seniorpartner in spe zu SPD und CDU und versuchen ihre gemeinsamen Forderungen komplett durchzukriegen – dafür kriegt die „große“ Partei dann die Kanzlerschaft. Gewinner der Verhandlungen ist der, der mehr bietet.
Falls die CDU/CSU gewinnt, wird Markus Söder gebeten, Kanzler zu machen – für seine Partei und für Deutschland wird er das dann zögernd machen. Win-Win, denn als Kandidat hätte er das nicht geschafft – dafür wissen zu viele, wie die CSU ihre Sonderstellung für Bayern ausnutzt.
Ich denke aber, dass die Grünen es schaffen, die SPD als Partner für sich und FDP zu gewinnen. Dann wird es vielleicht noch mal spannend, wann doch noch mal ein Skandal Teflon-Olaf abräumt. Wahrscheinlich nie.