Putin wurde von der NATO zum Krieg getrieben

Mal zusammengefasst:

Putin wurde von der NATO zum Krieg getrieben.

Putin ist alleinschuldig am Krieg, die Russen sind unschuldig.

Die Russen sind schuld.

Wir müssen Waffen liefern, sonst eröffnet Putin den 3. Weltkrieg und marschiert durch bis Deutschland.

Wir müssen uns raushalten, sonst beginnt der 3. Weltkrieg, und zwar atomar.

Putin ist wahnsinnig.

Putin hat einen Plan.

Was ich aber eigentlich sagen will: diese Krise ist aus Informationssicht noch einmal etwas schlimmer als Corona.

Bei Corona wusste man mit der Zeit Dinge, weil man einfach forschen konnte. Wirksamkeit von Impfstoffen, Mortalität etc.

Auch da waren Statistiken weniger genau wie man es gerne hätte, aber man hatte Fakten.

Jetzt befinden wir uns im Bereich der Beziehungen zwischen Staaten. Das ist übrigens mehr als Diplomatie.

Und an der Stelle haben wir noch mehr mit Menschen zu tun und noch mehr damit, dass einzelne Menschen in Machtpositionen und ihre Entscheidungen riesige Auswirkungen auf das Leben vieler haben.

Das doofe ist auch, dass viele Leute die Sache zu einer Dimension vereinfachen.

Beispiel:

„Putin wurde von der NATO zum Krieg getrieben.“ stimmt einfach nicht.

Genausowenig stimmt aber, dass die NATO sich aus der Ukraine rausgehalten hätte.

Und jetzt weitergedacht: hätten die Amerikaner nicht Ukrainer ausgebildet – hätte dann Putin jetzt nicht angegriffen ODER hätte er dann keine Gegenwehr gehabt?

Genauso die Frage: sind es die Russen oder der Putin?

Blick in unsere Geschichte: da war es auch nicht die Gesamtheit aller Deutschen, die bedingungslos mitgemacht haben – es gab Fanatiker, Mitläufer und Gezwungene – und es gab auf der anderen Seite auch Menschen, die Juden versteckten. Das ist jetzt nicht anders.

Ich rechnete ja bei Corona immer mit Wahrscheinlichkeiten und Abhängigkeiten. Für mich ist das Geflecht hier aber zu komplex und meine Einsicht in mehreren Bereichen (Diplomatie, Militärwesen,…) zu schlecht, um zu entscheiden, ob jetzt deutsche Waffenlieferungen auf lange Sicht sinnvoll sind oder nicht.

Was für mich aber genauso klar ist: von denen, die diskutieren, haben die meisten genauso wenig Ahnung. Und dann finde ich es schrecklich, wenn Leute für schwachsinnig erklärt werden, wenn sie mehr als Eindimensionalität bieten.

Es gibt ein paar Dinge, die mir allerdings klar sind:

– Es darf in Deutschland keine Angriffe (verbal, körperlich, etc.) auf Menschen geben, nur weil sie Russen oder russischer Abstammung sind. Und es geht mich auch erstmal gar nix an, welche Meinung sie zum Krieg haben.

– Wenn Leute aber sich positiv über den russischen Angriff äußern, dann ist es geboten, mit Meinung dagegen zu halten.

– Unsere grundsätzliche Strategie sollte weiter Richtung Frieden gehen. Der Abgesang auf 40 Jahre Friedensbewegung ist erbärmlich – ich wüsste nicht, wann in der Geschichte Aufrüstung für Frieden gesorgt hätte. Im Bestfall hat es einfach dafür gesorgt, dass woanders gekämpft wird.

– Wir müssen tatsächlich über unsere Armee reden – das ist aber seit mehreren Jahrzehnten. Wir stecken da 50 Milliarden pro Jahr rein, dafür ist das Ergebnis aber sehr mau. Und da werden keine 100 Milliarden helfen. Dazu passend ja die Forderung „Da muss auch Bürokratie abgebaut werden“ – was einerseits immer gut klingt, andererseits kommt das aber von Leuten, bei denen ich „Die Kontrollen müssen abgebaut werden“ raushöre…