LARP 2012 – die schreckliche Wahrheit

Tja, wie wird LARP im Jahre 2012 aussehen?
Schlagzeilen aus der wöchentlich erscheinenden „Allgemeinen deutschen LARP-Zeitung“:

Die Vorauswahl für das „Big LARP 2012“ des Senders RTL II ist gelaufen. Wie schon im letzten Jahr werden zu Beginn 100 LARPer starten, mindestens ein Charakter wird täglich sterben. Nach 6 Wochen werden in der großen Finalshow die Sieger gegeneinander kämpfen. Die 100000 Euro-Siegprämie wird wie in den letzten Jahren wahrscheinlich derjenige erhalten, der die meisten EPs und Sonderfähigkeiten gesammelt hat. RTL II erinnert aber der heute laufenden Wiederholung der letzten Finals auch an den legendären Hobbit „Dagger Behind“, der 2008 mit einem Dolch und der Fähigkeit Unsichtbarkeit den 12342EP-Charakter „Merlin der Große“ erledigte.

Einige Veranstalter boykottieren momentan den „ManagerLARP 3000“. Das Gerät, mit dessen Hilfe gestresste Manager zu Hause bleiben und stattdessen mit Hilfe eines Hologramms mitspielen können, ist nach ihrer Ansicht zu fehleranfällig. „Es darf nicht sein, daß durch eine Falschübermittlung der Magier „Megalon“ sich selbst in die Luft jagd. Wir brauchten Wochen, um eine Klage des Spielers gegen uns als Veranstalter wegen „unfairen Charaktertodes“ abzuwenden. Die Firma sollte zunächst ihr Gerät sicherer gestalten.“

Aufgrund ihrer Größe muß die Kampagne Mittellande die Anzahl der Länder reduzieren. Auf der Jahreshauptversammlung der Kampagne wird demnach beschlossen, daß die nicht-kommerziellen Veranstalter aus der Kampagne ausgeschlossen werden. Danach beträgt die Anzahl der Länder nur noch 510 statt 533.

Rekord: auf ebay wurden zwei Zusatzleben auf der Veranstaltung „Echsenfeier“ für 143 Euro verkauft. Die letztjährige „Echsenfeier“ wird heute im Deutschen LARP-Fernsehen wiederholt.

Die Kampagne Mittellande e.V. stellt auf ihrer Homepage die Länder 511 bis 513 vor. Die Karte der Mittellande ist in Atlas-Form im Buchhandel und an Tankstellen erhältlich.

Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher LARP-Veranstalter gab heute die alljährliche LARP-Statistik bekannt. Demnach verdienten im vergangenen Jahr im Durchschnitt 4711 Angestellte ihr Geld im LARP-Sektor (die angrenzenden Sektoren wie Reisebüros werden in dieser Statistik nicht erfasst). Der Anteil der festeingestellten SL (0,5%) und NSC (2,6%) ist dabei überpropertional gestiegen. „Im Sinne der Qualitätssicherung werden wir in den nächsten 2 Jahren dazu übergehen, daß auf jedem CON mindestens ein unabhängiger SL aus dem Pool unserer Verbandes da sein muß. Wir werden desweiteren eine Kategorisierung der CONs und der SLs vornehmen, in der die SLs durch gute Leistungen zu höheren Gruppierungen kommen können. Seien sie gewiß: Klasse 1 CONs werden auch Klasse 1 SLs haben!“

Wie heute bekannt wurde, ist die Anzahl der Buchungen über das Reisebüro zurückgegangen (nur noch 42%). Viele LARPer bevorzugen mittlerweile das Internet (37%), auch wenn 53% der Meinung sind, daß in den Reisebüros die Beratung besser ist. Das Unternehmen „BestLARP“, daß günstigere Preise durch Massenanmeldungen verspricht, dazu: „Leider nutzen nur 6% der LARPer unser Angebot („Sie buchen über uns, und wir sorgen für einen günstigeren Preis“). Deswegen werden wir diesen Sektor komplett einstellen und uns auf Ausrüstung beschränken“. Auf Ebay-LARP, dem Ableger des größten Internet-Auktionators, werden immerhin 8% aller CON-Plätze versteigert.

Die Aurora AG hat bei der heutigen Aktionärsversammlung den Ankauf der „Hort GmbH“ bestätigt. „Damit haben wir unser Angebotssektor abgerundet, wir sind bieten nun alles, was man sich zum Thema LARP vorstellen kann.“ Als neues Ziel wurde genannt, daß „an jedem Wochenende des Jahres ein CON stattfindet, daß mit gewohnter Qualität und NSC-Auswahl dargebracht wird.“

Die Anzahl der modular planbaren LARP-Besuche steigen, jedoch herrscht noch etwas Unzufriedenheit. Eine Beispielsrechnung vom letzten Dunkelbach: Teilnahmepreis „300 Euro – 30 Euro Frühbucherbonus + 2 mal 20 Euro für mittlere Begegnung + 1 mal 100 Euro für Hauptmonster + 150 Euro Wiederbelebungsversicherung + 100 Euro Einzelzimmer + 50 Euro Adelscharakter machten insgesamt 710 Euro. Meiner Ansicht nach waren die 100 Euro für das Hauptmonster nichts wert, da sich alle diesen Luxus gönnten. Außerdem hatte die zweite mittlere Begegnung (drei Orks und ein Oger) zu wenig Schätze.“ Die Veranstalter haben reagiert. „Die Bezahlung für mittlere Begegnungen wird zwischen 30 und 70 Euro varieren, je nach EP-Zahl und Schatzgröße. Außerdem werden wir zukünftig nur 5 Plätze für die Hauptmonster-Bekämpfung bereitstellen. Wir werden die Plätze einzeln bei ebay-LARP anbieten. Wenn jemand alle Plätze ersteigert, darf er dann halt allein gegen das Hauptmonster kämpfen. Oder Leute seiner Wahl mitnehmen.“

Im Techniksonderteil nächstes Wochenende werden wir einen Bericht über die Herstellung und Entwicklung von LARP-Waffen bringen. Ein Auszug: „Schon heute haben wir durch die Kontakte in den Gewandungen und in den Waffen ein zu 98% stimmiges Trefferbild. Wir wollen jedoch noch leichtere Waffen, um den Kampf noch ungefährlicher zu machen. Gleichzeitig wollen wir, um höheren Realismus zu erreichen, allerdings den Luftwiderstand der Waffen erhöhen. Ein weiteres Problem ist, daß man teilweise noch die Kontakt auf den Gewandungen sieht. „Kleiner ist besser“ ist unsere hier Devise.“

Die Aurora AG gab bekannt, daß man das bekannte Biologie-Labor „Organisation for Genetische und Evolutionäre Rumforschung“ zu einer Zusammenarbeit bewegen konnte. „Wir wollen spätestens in 5 Jahren mit Hilfe der Gentechnik gezüchtete Monster auf unseren CONs, um endlich die perfekte Show abzuliefern.“ Versuche mit Robotern auf den Beta-CONs wurden aufgrund von Fehlversuchen eingestellt.

Die Beta-CONs sind ein voller Erfolg. Hier werden Plots für Klasse 1-CONs ausgewählten Spielern präsentiert, die für ein Stillschweige-Abkommen umsonst auf diese Veranstaltungen kommen dürfen. Der Initiatator: „Zu Anfang hatten wir Probleme, weil Plotteile weitergegeben wurden, aber mittlerweile sind die Beta-CONs ein großer Erfolg. Wir konnten schon viele Plotlücken durch Beta-CONs erkennen. Wir werden demnächst die Firma Consulting Firma CONproof gründen. Unsere Consultants werden unerfahreneren Spielleitungen und Organisatoren zur Hand gehen. Wir werden natürlich auch weiter die Organisation von Beta-CONs anbieten.“

Die besten 10 Teilnehmer der diesjährigen „Echsenfeier“ erhalten eine kleine Rolle im neuen LARP-Film „Der Zorn des Kriegers“ mit Ralf Möller in der Hauptrolle.

Thilo Wagner, Chef der LARP-Supportfirma Larpkalender GmbH, beschäftigt mittlerweile 5 Programmierer im deutschen Stammsitz. Er stellte soeben die Filialleiter Australien und China vor. „In absehbarer Zeit werden wir alle Länder dieser Erde in unserem Kalender haben. Da kann endlich jemand aus Deutschland in Brasilien nicht nur Urlaub machen, sondern auch gleich an einem einheimischen LARP teilnehmen. Dolmetscher können über eine spezielle Suchmaske direkt auf unserer Seite gesucht werden.“

Für die diesjährige Echsenfeier konnten nahmhafte Sponsoren gewonnen werden. SAP sponsort die Eincheckvorrichtungen, Mercedes den Fuhrpark, und die Intime-Briefträger, die die Post während des einwöchigen 10000 Mann-Events ausliefern, tragen gelbe Uniformen mit Posthorn.


Nicht in der Zeitung erschien dieses * : „Und irgendwo, auf einem kleinen Zeltplatz nahe Frankfurt, treffen sich Leute, die sich noch von damals kennen. Sie holen ihre alten Latexwaffen heraus. Ein Wochenende lang spielen sie miteinander. Der Preis ist nicht drei- oder vierstellig. Sie spielen ohne perfekte Videoüberwachung durch die SL. Die Orks sind Menschen mit grün geschminkten Gesichtern. Die häßlichen Tische sind nur durch Tischlaken ins Ambiente eingegliedert. Das Essen kochen sie selbst. Und sind glücklich dabei. Die anderen belächeln sie, aber sie sind glücklich dabei.“

(*) denn der Reporter der LARP-Zeitung, der über „LARP wie in Opas Zeiten“ berichten wollte, war leider krank geworden.


Handlungen, Personen, Adressen u.ä. sind frei erfunden. Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder vorhandenen Orten u.ä. wären rein zufällig, außer diese heißen Thilo Wagner. Ihn konnte ich leider nicht weglassen. Ich hoffe, er haut mich nicht. Carsten Thurau

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