Stern von Allerland 6: Von Atlantis-Ost zur Schatzinsel

Bericht des Lothar von Wolfengrund, Steuermann

Nach dem Untergang von Atlantis-Ost machten wir uns weiter auf den Weg von Allerland nach Aturien. Ich mußte zu diesem Zeitpunkt zugeben, daß der Untergang der nie auf einer Karte verzeichneten Insel meine Karten durcheinander gebracht hatte. Da ich unter einer leichten Übelkeit litt – seit unserer Abfahrt vor ungefähr 6 Monaten – zeigte unser Kapitän tiefstes Verständnis.

In der Nacht passierte etwas, das ich nie für möglich gehalten hatte. Ich träumte. Dazu muß ich sagen, daß ich in den letzten 6 Monaten – also ungefähr seit unserer Abreise, wenn ich genau überlege – Schwierigkeiten hatte zu schlafen. Genauer gesagt hatte ich eigentlich nicht geschlafen, seitdem ich unter Übelkeit litt. Einher mit der Übelkeit ging nur ein leichtes immerwährendes Dösen, aber kein Schlafen. Doch aus irgendwem Grund träumte ich.

Der Traum war sehr merkwürdig.

Mir erschien ein alter Seebär mit dem Namen „Altes Weichei Winselbirne“. Er war ein Thaskarer, der schon bald aus dieser Geschichte verschwand. Wobei mir nicht bewußt ist, woher ich diesen Namen wußte. Er erzählte mir, daß wir 3 Tage in Richtung der Sonne segeln sollten. Dann würden wir seine Schatzinsel erreichen.  Er wollte mir auch noch einen Witz über den alten Allerländischen König erzählen, doch da sah ich, wie ein grüner Elefant plattgewalzt und gestrichen wurde.

Interessant wurde der Traum erst, als ich am nächsten Tag den anderen davon erzählte. Komisch, normalerweise rede ich nicht über meine Träume. Aber da kam das Staunen: auch der Kapitän und der 1. Maat, der leicht nach Alkohol roch, hatten diesen Traum gehabt! Und auch Modder-Kram, der sich mal wieder um den Küchendienst drückte, sagte, daß er etwas ähnliches geträumt hatte.

Da beschlossen wir, nach den Anweisungen zu fahren. Dies war etwas schwierig, denn die Sonne bewegte sich. Aber nach drei Tagen kamen wir wirklich an eine Insel. Vorher aber hatten wir noch eine merkwürdige Begegnung. Ein großes Tier im Wasser verteilte Urkunden an alle, die sie haben wollten, und auch an alle, die sie nicht haben wollten. Keiner von uns kannte das Tier.

Wir ließen uns auf der Insel absetzen. Wir, daß war Hilmar von Leuenstein, unser Kapitän; Trunkbold von Ebernfels, unser Maat; Alrich von Schwanental, unser Zahlmeister; und Eckehart von Schwarzeneck, unser Priester. Na gut, neben mir war auch Klobanius, der Schiffsjunge, noch dabei.

Während wir uns noch fragten, wie wir nun auf der großen Insel einen Schatz finden sollten, kam jemand, der an einem Baum gestanden hatte, auf uns zu. Und was war das für jemand. Nicht nur, daß er sehr merkwürdige, enge Kleidung trug; nein, er hatte auch noch Ohren, die so spitz waren wie ein Rasiermesser, das nach Süden zeigt: ein Elf! Er stellte sich als Herr Spuck vor, Ritter des Aals und Technomagier. Verwundert waren wir ob des Grundes, weswegen er auf der Insel war. Er war schon seit gestern da, allerdings hätte er gewußt, daß es ja erst heute losgehen sollte. Schließlich hätte er das Datum, immerhin vom heutigen Freitag bis zum Sonntag, vom Wer, wann, wo-Service erhalten. Dann sprach er ein Dankgebet an Thilo, den Gott des Wissens.

Wir waren sehr erstaunt, und erzählten ihn von unserem Traum und unserer Begegnung. Zum Traum meinte er, daß er doch sicherlich später noch nützlich werden könnte. Das Tier kannte er. Erst fragte er nach, ob das Tier großartig aufgeplustert war. Als wir das bejahten, meinte er, es müsse wohl Walzeit gewesen sein. Es war ein großes Tier, daß sehr klein wird, wenn man die Luft rausläßt, meinte er.

So begannen wir zu abenteurern, und wir erlebten viele spannende und interessante Sachen, an die ich mich nicht zu erinnern mag, denn meistens behält man nur wenig von Wochenenden, an denen viel geschieht.

Zweimal wurden wir von wild gewordenen Einheimischen beinahe erlegt und gegessen, und einmal hätten wir den Vulkanausbruch nicht erlebt, doch Herr Spuck blieb immer emotionslos glücklich. So erschlug er auch beim dritten Angriff die Eingeborenen, und er tat dieses mit dem letzten, obwohl er aus vielen Wunden blutete. Doch er sagte: als spielender Charakter sterbe ich nicht, und da schlossen sich die Wunden und dies war ein großes Wunder.

Es wurden Stimmen laut, ob Herr Spuck vielleicht ein Hexer wäre, doch unseren Priester Eckehart von Schwarzeneck interessierte dieses nicht. Er fragte sich eher, warum die interessanten Geschehnisse immer am Wochenende passieren mußten, obwohl man am Sonntag doch ruhen sollte. Da beruhigte ihn Herr Spuck, er sprach: „Für gewöhnlich sind die Dinge bis spätestens zur Mitte der Nacht zwischen Samstag und Sonntag geschehen.“

Am Nachmittag wurden wir von wilden grüngesichtigen Wesen angegriffen, und sie kämpften uns alle zu Boden, denn sie waren dreimal so viele wie wir, und sogar Herr Spuck konnte zu Boden geworfen werden. Jedoch erst, nachdem er einen schweren Schlag an den Kopf bekommen hatte. Er brüllte die ganze Zeit: „Das gilt nicht, das gilt nicht.“ Da erhoben die Grünlinge ihre Messer, und sie wollten uns die Schlagadern aufschlitzen, vom Hals und von wo auch immer. Doch ihr Anführer sagte: „Nein, wir dürfen ihnen den Stoß des Todes nicht versetzen!“ Und da gingen sie, und wir waren glücklich, denn Spuck heilte auch unsere Wunden.

Auf dem Weg über die Insel trafen wir zwei Herren, und diese hießen Mund und Raum. Sie sagten, sie würden uns Allerländern gerne helfen, doch dummerweise hatten sie genauso wie die Allerländer an diesem Wochenende Sachen zu tun. Wir beschlossen, uns demnächst besser abzustimmen, und so gingen sie weiter, und wir gingen weiter. Danach stimmten wir uns weiter nicht ab.

Der restliche Tag war vergleichsweise wenig aufregend. Wir trafen einen blaugewandeten Mann mit roten Umhang,  der ein großes S auf seiner Brust trug. Spuck sagte, dieses sei ein Pauerspieler, doch wir sahen keine Pauer, und keinem von uns war dieses Instrument geläufig. So schieden wir auch von ihm.

Doch dann kam die schlimmste aller Prüfungen. Denn vor uns war eine Flammenwand von mindestens zig Metern Höhe, die ein Kreis bildete. Und durch die Flammenwand sahen wir einen Graben voller brodelnder Flüssigkeit, und als ein Frosch hineinfiel, war er nur Haut und Knochen in wenigen Sekunden. Da sprach Herr Spuck: „Das ist der Untergang aller Froschwitze.“ Hinter dem Wassergraben stand ein Ungeheuer mit schrecklichem Gesicht, das furchtbar aussah und mächtig grausam. Es hatte auch einen Pullover an.

Da standen wir also vor der Flammenmauer, dem Wassergraben und dem großen Monster. Glücklicherweise in der Reihenfolge, und wir kamen nicht weiter. Dahinter, daß wußten wir, war der Schatz, denn ein Schild stand da mit der Bedeutung: „Hey hier Schatz.“ Und darunter stand geschrieben: „50 Sonder-EP.“

Und als wir noch rätselten, wie um alles in der Welt wir dahinkommen könnte, und wer verdammt noch mal den Schatz dort hinbringen konnte, wo er denn war, da kam eine merkwürdige, sehr imposante Gestalt, ein Mann. Er durchschritt die Flammenmauer, er wandelte über das Wasser, und mit einem Wink gehorchte ihm das Monster. Dann nahm er den Schatz an sich, kam wieder über das Wasser und die Flammenmauer. Er sprach zu uns: „Ha, ihr habt den megamächtigen, suprakalifragilistischexpialigorischen Was-auch-immer-Super-Waffen-Gegenstand nicht bekommen, und nun wird er für unser Land nutzbar sein, hier und fürderhin für sämtliche Kampagnen.“ Dann ging er, und wir konnten ihn nicht aufhalten. Klobanius versuchte es, doch da wand er sich in Schmerzen, als hätte er in drei Minuten 20 Kartoffeln gegessen, und dabei war die Kartoffel in Allerland noch nicht entdeckt.

So sprach Herr Spuck: „Und das war Essl Inrul, da können wir nichts gegen machen.“

Da plötzlich rief jemand: „Das Festmahl ist fertig!“ Und mitten auf der Schatzinsel stand ein großes Büfett, und viele Leute kamen angelaufen und bedienten sich. Dann betranken und beaßen sie sich, und nahmen sich mehr als sie Essen konnten, so daß die zuletzt gekommenen nichts mehr bekamen. Und am nächsten Tag gingen sie, ohne daß sie aufräumten. Zurück blieben ein paar Leute, die unausgeschlafen und überlastet aussahen. Sie baten um Hilfe beim Aufräumen. Da gingen wir dann, denn wir mußten unser Schiff bekommen.

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