Zivilcourage

Deutschland beklagt sich über fehlende Zivilcourage, Düsseldorf tut was. In Düsseldorf gibt es nämlich eine silberne Ehrennadel für Zivilcouragierende. Die kriegt aber nicht jeder. Man muss dafür schon was tun. Und zwar das richtige.

Ein Düsseldorfer kriegt sie nämlich nicht. Der hatte beobachtet wie zwei junge Leute Autos demolierten und war mit einem Nachbarn hintergegangen. Dann hat er sie angesprochen. Das ist übrigens das, was machen soll: Täter verfolgen und ansprechen. Dummerweise haben die jungen Leute den Mann sofort angegriffen und ihn schwer am Bein verletzt. Deswegen kriegt er den Preis nicht. Denn für eine öffentlichkeitswirksame Ehrung ist der Fall nicht geeignet. „Die körperliche Unversehrtheit steht an erster Stelle“ sagte der Mann vom Amt. In solchen Fällen muss man sich zurückziehen und auf die Polizei warten.

Klar, wenn ich sofort angegriffen werde und mit gebrochenem Bein auf dem Boden liege, dann ist das meine Schuld. Dann bin ich nicht mehr öffentlichkeitswirksam ehrbar. Denn das ist ja abschreckend: Achtung, bei Zivilcourage kann ich verletzt werden. Das ist so nicht gewollt. Tja, da hat er sich die falschen Täter ausgesucht.

Wobei: öffentlichkeitswirksam ist das ganze. Immerhin habe ich das in der Zeitung gelesen. Und jetzt überlege ich mir, wie viele Leute einen fast halbseitigen Artikel lesen über ein Opfer seiner Zivilcourage – mit einem Bild des Beingeschädigten-, und wie viele einen langweiligen Artikel über die Leute, die ausgezeichnet worden sind.

Vielleicht sollte man mit Zivilcourage auch ganz anders vorgehen. Erst die Medien rufen, dann die Polizei, und während die Polizei noch nicht da ist – die Medien sind eh meist schneller – die Täter stellen. Das kommt nicht nur gut, sondern auch ins Fernsehen, und die Täter treten nicht zu, weil das ja gleich ins Fernsehen kommt. Von der Öffentlichkeitswirkung ganz zu schweigen.

Also Kinder: Zivilcourage bitte nur zeigen, wenn sie euch auch was bringt, und zwar keine Tritte.

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