In der Bücherei

Vor kurzem war ich im Kabarett. Nachgetrettert vom Matthias Tretter. Ein Jahresrückblick. Die gibt es zu wenige. Es gibt auch Jahre, da sollte man gar nicht zurückblicken. So ungefähr die Jahre 136 v.Chr. bis 2011.

Auf dem Weg zum Auto bin ich an so einem großen Gebäude vorbei. Ich dachte zunächst, es wäre eine Turnhalle. Aber dann viel mir ein: das ist die deutsche Nationalbibliothek. Da steht wirklich jedes deutsche Buch. Die Doktorarbeit von Guttenberg sogar zweimal: einmal im Original, einmal von Guttenberg.

Ich komme aber eigentlich zu von Guttenberg, weil er Internetberater für die EU wird. Für die Internetfreiheit. Trifft sich gut: auch er hat sich ja viel Freiheit mit Hilfe von Google genommen.

Er soll sich mit dem schwierigen Thema „Blogger und Netzaktivisten in Diktaturen – wie kann man Ihnen helfen?“ beschäftigen. Und er hat auch schon eine Lösung: er veröffentlich ihre Artikel unter seinem Namen.

Wie sagt die EU-Kommissarin: „Ich suche keine Heiligen, ich suche Talente.“ Also schon mal ein halber Sieg. Aber es stimmt schon: Guttenberg hat Ahnung. Er weiß aus eigener Vergangenheit, was Blogger ausrichten könnten.

Nur eins ist fraglich: warum nimmt eine EU-Kommissarin jemand, der überhaupt keine Ahnung hat vom Thema und als einzige Qualifikation eine gescheiterte politische Karriere vorzuweisen hat? Doch er hat eine, laut Kommissarin Frau Kroes: „Er denkt unkonventionell.“ Das stimmt. Er hat den Wissenschaftsbetrieb revolutioniert. Abschreiben – auf die Idee ist noch keiner gekommen.

Und Guttenberg hat wirklich Ahnung von der Materie. Immerhin hat er das, was er  ermöglichen soll – dass Netzaktivisten ihre Meinung schreiben dürfen, freien Zugriff aufs Internet – in Zusammenhang mit Ursula von der Leyen schon versucht, in einem Rechtsstaat zu verhindern versucht. Obwohl 10 Minuten Googlen gereicht hätte, um die fachliche Absurdität ihres Vorhabens zu erkennen.

Anders gesagt: Guttenberg muss nur liefern, wie Leute die Gesetze, die Leute wie er machen, umgehen können. Aber im Umgehen von Gesetzen hat er ja schon Erfahrung. Vielleicht hilft es.

Außerdem wissen wir genau, wie er zu der Ehre kommt: Die CSU hatte Angst, das er zurückkehrt. Da ist dem Seehofer aufgefallen: wir haben doch eine Auffanggesellschaft gegründet. In Brüssel. Also: ab nach Brüssel.

Und es auch nicht so teuer: er kriegt nur seine Auslagen, also seine Anfahrt. Dass die ein bisschen teurer ist aus Amerika, hat schon bei Thomas Gottschalk keinen interessiert. Schade, dass die Steuerzahler das zahlen müssen. Es gibt aber positive Aspekte: die Engländer müssen das mitzahlen.

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