Ein paar Gedanken zu Corona

1. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du selbst stirbst, ist äußerst gering. Wahrscheinlich hast Du schon schlimmeres gehabt. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bekannter von dir stirbt (und zwar nicht unbedingt an Corona, sondern vielleicht auch an Überlastung des Gesundheitssystems), hoch – wenn nicht die richtigen Maßnahmen getroffen werden.
Deswegen klappen wir gerade die Bürgersteige hoch. Ich erkläre es nicht detailliert – da gibt es seriöse und gute Erklärungen wie https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html oder https://www.youtube.com/watch?v=WReBrwIllao

2. „DIE machen mich ganz verrückt.“ Nein, machen SIE nicht. Momentan sind selbst Politiker sehr gemässigt mit ihren Aussagen unterwegs, wofür ich dankbar bin.
Wenn Du verrückt gemacht wirst, dann könnte das vielleicht folgende Gründe haben:
a) Du hast Angst. Das ist dann doof, da kann ich nichts gegen machen, da Angst nichts ist, wo man mit Logik (siehe 1 – nein, es ist unwahrscheinlich, dass Du stirbst) ankommt. Bitte halt die Klappe und verzichte darauf, andere mit deiner Angst anzustecken.Und hole dir professionelle Hilfe – mein Bruder hat da beispielsweise ein Angebot gemacht. Kostenlos.

b) Du bist überfordert mit Informationen. Da kann man was machen: überlege genau, wo Du dich informierst.
– Facebook und Whatsapp sind schlechte Quellen.
– Gute Quellen siehe beispielsweise 1 (Quarks oder der Drosten-Podcast) – weil sie aus Expertenwissen stammen/bestehen.
– Bei den meisten „Wundermitteln“ oder „Warnungen vor bestimmten Stoffen“ reicht es, mal nach den entscheidenden Worten zu googlen. Beispielsweise habe ich eine whatsapp bekommen, in der vor Ibuprofen gewarnt wurde in Zusammenhang mit Corona und der Uniklinik Wien. Mit den Worten „Ibuprofen“ und „Corona“ zu googlen reichte aus, um das Dementi der Uniklinik zu finden. Als ersten Treffer.
– Bitte verbreite nicht einfach ungeprüft Schrottmeldungen weiter. Denn dann sorgst Du nachher bei anderen für b) und vielleicht a)

c) Die Experten widersprechen sich oder wissen Details auch nicht.
Ja, das ist so. Und es ist gut, dass die Experten das auch sagen. Höre genau zu/lies genau – lies nicht nur die Schlagzeilen. In vielen Fällen kommen Sätze wie „nach jetzigem Erkenntnisstand“.
Das ist beabsichtigt. Das heisst meistens: es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das so ist. Und es ist auch kein Problem – viele Dinge im Leben sind nicht sicher, sondern haben nur eine hohe Wahrscheinlichkeit.
Viele Leute verzichten aber darauf, dir das so zu sagen. Anders gesagt: die Experten machen das momentan sehr gut. Sie gaukeln dir nicht die Sicherheit vor wie viele andere Menschen.

3. Ich habe bei 1. auf den Herr Drosten verwiesen. Da eine Bitte: macht ihn nicht zum Popstar. Wie z.B. Greta. Beide vertreten vernünftige Funktionen, was erstmal sehr angenehm ist.
Problematisch ist der Umgang: ich vermute, dass sich wie bei Greta die Jünger-Gemeinde und die Hater-Gemeinde (wegen der Jünger und der Tatsache, dass ihre Worte Veränderung und Einschränkung bringen) bilden werden.
Tut das bitte nicht. Beide sind nicht unfehlbar, beide werden ihre Schwächen und Stärken haben. Und Drosten hat noch einen Vorsprung vor Greta: er hat in dem Bereich, den er vertritt, eine große Erfahrung.
D.h.: hört bitte im gut zu. Und ja: natürlich muss man immer, wenn man jemandem zuhört, auch kritisch bleiben. Aber nicht Kritik weil jemand gerade „famous“ ist – ohne es wahrscheinlich sein zu wollen.

4. Ich lese jetzt ganz viele Danksagungen an Ärzte, krankenschwestern, Feuerwehrleute etc., aber auch an Supermarktverkäufer. Das haben die übrigens verdient.
Und ich allerdingse jetzt nicht, sondern ich erweitere: nutzt mal die Gelegenheit euch klar zu machen, dass die meisten Leute eine (bezahlte oder unbezahlte) Arbeit machen, die es verdient, gelobt zu werden.
Im Corona-Fall beispielsweise
– die Techniker, die dafür sorgen, dass ihr weiter Netflix gucken könnt (sonst hätten vermutlich die Kriminalkommissare nach 2 Wochen ganz viel zu tun)
– die Lastwagenfahrer, die die Ware in die Supermärkte bringen, für deren Verkauf dann die Supermarktverkäufer gelobt werden
– die Putzfrauen, die dafür sorgen, dass im Krankenhaus überhaupt jemand arbeiten kann, ohne dass die Viren Parties feiern
– der Gas-/Wasser-/Sch***-Mann, der trotz Corona-Krise zu euch nach Hause kommt, um die Leitung zu reparieren
(Nebenbei auch drei Jobs, für die ich gar nicht geeignet wäre)

Es gibt vermutlich wenige Jobs, die überhaupt keinen Sinn ergeben. (Momentan würden sich Leute sogar hauptamtliche Telefondesinfizierer wünschen.)
Auch Fussballprofis oder Komiker sind wichtig, weil sie das Leben von anderen Menschen glücklicher machen – das sollte man nicht unterschätzen.

Und das gilt auch für Arbeiten, für die man nicht bezahlt wird. Hilfen für Bekannte und Nachbarn. Leiten eines Jugendkreises…

5. Bitte nutzt die Möglichkeiten für Homeoffice, wenn sie gegeben sind.
Und als Vorgesetzte: gebt euren Mitarbeitern die Möglichkeit.
In Fabriken, Supermärkten und Krankenhäusern ist es natürlich schwierig.
Aber es gibt auch genug Schreibtischjobs. Und da habe habe ich mitbekommen, dass es noch immer Leute gibt, die sagen: ist doch meine Verantwortung, wie ich damit umgehe.
Oder sogar als Vorgesetzte sagen: HomeOffice is nicht.
Dann würde ich aber immerhin von ihnen erwarten, dass sie einen Schrieb unterzeichnen, auf dem steht: „Wenn im Notfall zu wenig Kapazität im Gesundheitssystem vorhanden ist, z.B. zu wenig Beatmungsplätze, dann gebt bitte den anderen den Vortritt.“
Das geht dann immerhin einen Schritt in Richtung „Verantwortung übernehmen“.

6. Ich lese ja gerade viele Posts, wo Leute Hilfe anbieten: Fragt Leute um Hilfe, wenn ihr Hilfe braucht. Natürlich können sie ablehnen. Z.B weil sie gerade keine Zeit haben. Aber viele Leute sind bereit, anderen zu helfen. Versucht es einfach.

Und wenn wir gerade dabei sind: die 5 Punkte sind gar nicht Corona-spezifisch. Informiere dich immer gut. Verbreite keinen Scheiß. Sei froh, dass andere die ganzen Jobs machen. Verehre keine anderen Menschen, aber hör auf Leute, die in bestimmten Bereichen mehr wissen als Du. Nutzt Homeoffice in vernünftigen Rahmen und vertraut (als Vorgesetzte) Mitarbeitern, dass sie im Homeoffice vernünftig arbeiten.

Und lebe bewusst. Carpe diem.

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