Corona 9

Im Spiegel war ein Artikel, der sich damit beschäftigte, ob 300 Euro ausreichen für das, was die Eltern in der Homeschooling-Phase alles übernehmen mussten.
Tenor: Nö.
Und dann kam natürlich wieder die Diskussion auf, wie schlecht es den Eltern geht, wieviel Alleinlebende die Blagen von anderen mitfinanzieren müssen, etc.
Ich finde die Frage ziemlich unnötig. Also: die 300 Euro sind kein Ablasshandel für das Versagen der Schulpolitik (das wiederum überhaupt nichts mit Corona zu tun hat).
Sondern der Versuch 1. die Wirtschaft wieder anzukurbeln und 2. dabei den Eltern ein bisschen zu zeigen: wir denken an euch. Ich befürchte sogar, 2. kommt an.
Zukunftsgerichtet würde ich mich eher freuen, wenn damit Themen wie Umweltschutz oder Bildung angegangen werden würden… auf der anderen Seite ist das auch egoistisch, weil wir auf das Geld nicht angewiesen sind.
Ich freue mich also für alle Bekannten, die das Geld gut gebrauchen können, weil es bei ihnen doch etwas enger im Geldbeutel ist.
Die Frage, wie schlimm es Eltern haben und ob es okay ist, dass Alleinlebende deren Kinder mit Steuergeldern und Duldung von Kindergeschrei alimentieren, ist übrigens für mich recht einfach zu beantworten:

  1. jeder hat das Recht, Kinder zu kriegen oder sie halt nicht zu kriegen. Da ist keine Wertigkeit hinter.
  2. Wir haben einen gesellschaftlichen Vertrag. Dieser besagt, dass wir uns in gewisser Weise helfen. Wir bauen uns Straßen, haben ein Gesundheitssystem, ein Rentensystem und bilden Leute aus. Auf diesen Vertrag können sich Eltern („der Staat unterstützt mich beim Großziehen mit Bildung, Dienstleistungen und Geld“) genauso verlassen wie Kinderlose (spätestens „irgendwer wischt im Alter meinen Hintern ab, obwohl ich selbst keinen Nachwuchs habe, der das machen kann“). Und beide müssen anerkennen, dass der Vertrag auch Grenzen hat.
    Ich spüre aber so eine Art Wettbewerb: wer hat eigentlich an Corona am meisten gelitten? Oder wer leistet am meisten?
    Waren es die Eltern?
    Waren es die Unternehmer?
    Waren es die Zwangs-Maskenträger?
    Waren es die Mitarbeiter in Pflege und Gesundheitssystem?
    (Wobei Werner Koczwara das mal gut zusammenfasste mit der Meldung „Weltuntergang – die Unternehmer traf es wieder am härtesten“)
    Vielleicht wäre es mal gut, zuzugestehen: jemand anderes darf auch mal jammern, egal ob es Maskenpflicht ist oder Homeschooling-Terror oder Verdienstausfall. Und ich darf das auch mal machen. Und wir versuchen da mal nicht, der Beste im Jammern zu sein, sondern akzeptieren gegenseitig, dass Corona-Maßnahmen für uns Nachteile bedeuteten und wir alle auch mal drüber reden müssen.
    Um mal mit gutem Jammern voranzugehen:
    Ich weiß, dass ich dabei ziemlich privilegiert bin: mein Arbeitgeber hat es von Tag 1 an geschafft, Homeoffice zu ermöglichen (nur in der 1. Woche gab es manchmal Probleme, die daran lagen, dass Teams 800% Auslastung hatte im Vergleich zu vorher).
    2 von 3 Kindern arbeiten selbstständig an den Hausaufgaben (mehr oder weniger gut), nur Kind 3 hat einiges an Zeit gekostet – das war auch schon vorher so. (Und ich habe den Streß damit gekappt, dass wir nicht alle Aufgaben gemacht haben. Da sind zwar Lücken da, aber wir haben uns dafür nicht gegenseitig verprügelt. Das ist viel wert.)
    Ich merke aber auch, dass jetzt fast 3 Monate Kontaktbeschränkungen schwierig für die ganze Familie sind und Auswirkungen haben – teilweise werde ich die vermutlich erst später merken…
    Ach, eine Frage habe ich noch: Was ist eigentlich mit den 1500 Euro für Pflegekräfte passiert?

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